Uff, scheiß Wetter null Motivation rauszugehen, lass mal was schreiben, ich mache ja ohnehin nichts anderes … ach ja und laut komische Musik zu hören.
Vorweg, das sind hier keine Dating-Tipps, die müsst ihr euch woanders suchen. Mit meinem zarten Alter von … ähm … 27,5 Jahren hatte ich noch nicht ein einziges Date … da läuft was mächtig schief.
Aber es wundert mich ehrlich gesagt nicht die Bohne, like come on, ich bin schüchtern, introvertiert (also meide Partys und Festivals wie die Pest), moderat attraktiv, nicht reich und habe den wohlgeformten Körper eines Kartoffelsacks … und mein Gesicht – bei Frauen nennt man das auf Englisch Resting-Bitch-Face-Syndrom , wie man es bei Kerlen nennt … kein Plan. Der Effekt ist simpel: mein Standard Gesichtsausdruck ist der eines äußerst mies gelaunten Kerls … auch wenn ich eigentlich total gut drauf bin. Dagegen gibts kein Mittel und krampfhaft zu grinsen oder zu lächeln ist doch auch doof.
Und wenn ich Spaß habe und feiere, denken die Leute ich wäre irgendwie manisch oder so, wie man an dem bisher einzigen Bild von mir auf diesem Blog sehr schön sehen kann. Zugegeben, wenn ich „tanze“ muss ich mich davon überzeugen dass ich nicht genau darüber nachdenken sollte wie bescheuert ich gerade aussehe, weil ich sonst womöglich innehalte um mich über mich kaputt zu lachen … kommt nicht gut an, wenn andere dabei sind, wobei das nach drei Bier den meisten irgendwie egal ist.
Wenn man sich online umhört und gelegentlich in das Land der Manosphere stolpert, hört und sieht man Menschen sich über Sachen wie zum Beispiel die 6er Regel unterhalten. Also der zumeist gehäuft lebenslang unerfüllten Vorstellung von nicht gerade wenig Frauen, dass Männer doch bitte mindestens 6 Fuß groß, 6-Pack, 6-stelliges- Einkommen und diverse andere 6en, die ich geflissentlich wieder vergessen habe, haben sollten. Eine 6 davon habe ich, der Rest ist mir entschieden zu mühselig. Wenn ihr sagt, solche weiblichen Wesen gibt es nicht, dann habe ich hier ein paar themenrelevante Vorschläge aus der Menosphere (primär Youtube) zum selber schmöckern und entsetzt sein (warum auch immer ihr das sein solltet): – FreshandFit: LINK – Better Bachelor: LINK – Entrepreneurs in Cars: LINK – The Rational Male: LINK – Alexander Grace: LINK – und diverse andere … Ich bin (noch) nicht MGTOW oder Bachelor, aber ich guck mir eben an, was die Herrschaften so zu sagen haben und bilde mir meine eigene Meinung. Anyway, wir schweifen ab und über die Menosphere und deren Konzepte könnte ich ewig schwafeln.
Und warum sollte man Bachelor werden oder MGTOW gehen? Hören wir uns doch einfach an, was Joker (von Better Bachelor) zu sagen hat:
Sollte es jemals zu einer Beziehung kommen (was ich nicht glaube …) habe ich nicht sondelrich viele Prioritäten. Hübsch (6/10 und aufwärts), nicht zu moppelig, nicht zu klein und nerdige Hobbys oder einfach irgendeine verfluchte Gemeinsamkeit. Also „The Girl next door“. Keine sehr lange Liste, aber sie lässt sich bei Bedarf (also dauernd) dynamisch modifizieren.
Jedenfalls warum schreibe ich jetzt? Na weil ich Freitag beim Lager sortieren die Nachricht von Paypal auf mein privates Handy (Oneplus Nord ❤ ) gekommen ist, dass 40€ abgebucht worden sind. „WTF, was hast du jetzt wieder bestellt“ dachte ich mir und hab auf die Meldung geklickt. Ah Fuck … Tinder Gold, warum zu Geier hab ich mir das damals eigentlich nochmal zugelegt … genau, weil ich wissen wollte wer mein Profil geliked hat … long story short: hat sich nicht gelohnt … Tja, da rückt wohl ein gewisser Bagger von Cada noch ein bisschen in den Hintergrund, wenn ich so doofe Sachen nicht rechtzeitig kümmere. Den da wollte ich mir … ähm … versehentlich selber schenken, Regal ist noch nicht zu voll: LINK
jedenfalls nach Feierabend Tinder nach einem halben Jahr wieder geöffnet, gegoogelt wie man dieses ***** Abo cancelt und gesehen dass ich unerklärlicherweise 2 Likes hatte, also weibliche Wesen, die mein Profil gut finden. Die eine hat mir gefallen und siehe an ein Match. Sieht auch gar nicht schlecht aus. hübsch, feminin, quirky, bisschen messie und bissl‘ Cosplay. Passt doch, jetzt muss ich mir nur noch überlegen was ich machen muss, damit sie mich nicht ghosted … kann sich nur um Tage handeln. Und sie hat kurze Haare … da steh ich drauf. Frauen mit schicken Kurzhaarfrisuren ü40 sieht man in der Stadt ja zuhauf, aber junges knackiges Gemüse? Absolute Fehlanzeige … find ich schade. Liegt wohl wahrscheinlich daran, dass ne Frau, der kurze Haare gut stehen, eben lange Haare noch viel besser stehen (seufz).
Na mal gucken was draus wird, sie wohnt auch nur um die Ecke …
Und dann hab ich aus Neugierde weiter geswiped … 95% sofort ab in die Tonne auf der verzweifelten Suche nach dem netten Mädel von nebenan.
Kommt schon, was findet man denn in den meisten Fällen auf dieser App? Super sportlich – fitness satt, Party/Festival 24/7, immer den Vorbau keck in die Kamera gedrängt und viel zu knappe Sachen an, zu viel Makeup – sodass die alle irgendwie nur noch gleich aussehen, immer mit einem Glas Wein oder Cocktail in der Hand und irgendwo am Strand oder einem exklusiven Touristen-Ziel irgendwo auf der Welt, oder Schnappschüsse von Shoppingtouren. Achja, natürlich mögen sie alle Tattoos … „You dont put a bumpersticker on a Lamborgini“ … und Hunde. Ja ich verallgemeinere und vielleicht sind jetzt ganz viele junge Frauen tödlich beleidigt … I dont care …
Zum Thema Makeup: zieht euch mal die erste Minute von dem Video hier rein:
Ne, da steh ich echt nicht drauf! Und dann das schlimmste: die posten nur Bilder, kein Profil-Text, wo man gucken kann ob man von den Interessen vielleicht zusammenpassen, NIX. Mal ehrlich, wenn ich mir Bilder von schönen Frauen angucken will, waste ich meine Zeit doch nicht auf fragwürdigen Apps wie Tinder. Und aus einem Bild eine Persönlichkeit zusammenpuzzlen? Nö, ich hab mir die Mühe gemacht mir was knackiges auszudenken, andere können das auch, das ist nicht Raketenphysik.
Zum Thema Online-Dating hab ich einen guten Song auf Lager, moment, ich such in kurz raus:
Puh, leichter Themenwechsel.
In meiner gesamen, 12 Jahre dauernden, Schulzeit hatten andere Freundinnen, ich nicht. Ich war immer nur der stille Nerd, der sich in den Pausen zurückgezogen hat um komische Monster und Maschinen in seine Blöcke zu malen … hab ich im Studium auch gemacht, was soll man in so ner langweiligen Vorlesung sonst auch machen? … hab ich erwähnt, dass Studium nicht so gut funktioniert hat? …. I wonder why … or not.
Jedenfalls hatte ich nie ne Freundin. Ich hatte auch nie den Mut ein Mädchen anzusprechen … den Mut hab ich bis heute nicht. Ich warte meistens eher, dass sich irgendeine zufällige Bekanntschaft über drei Ecken entwickelt. Natürlich gab es Mädchen, die ich toll fand. Einmal ein Mädchen in der 2. Klasse, also zu früh. Dann in der 5. Klasse … sie wohnte in meiner Straße … das ging komplett baden und dann hab ichs irgendwie aufgegeben.
In der Oberstufe gab es durchaus ein paar nette, mit einer war ich auch lose befreundet, aber das war halt nie was festes. Und dann gab es noch dieses eine Mädchen, das im Geschichtsunterricht immer neben mir gesessen hat und mit großer Neugierde die Klappentexte der Bücher studiert hat, die ich immer mit in die Schule geschleppt habe. Ein hinreißend gutaussehendes Mädchen, blitzgescheit und schon als Schülerin ehrenamtlich engagiert – die beste unseres Jahrgangs. Keine Chance als schüchterner Kartoffelsack mit einem Abischnitt von 2,9 da ranzukommen … Funfact, ihr Vater ist mein Nachbar in der Wohnung neben uns, ein echter Globetrotter, aber wir haben eigentlich keinen Kontakt. Mit ihr hab ich mich mal nach Jahren (digital) wiedergetroffen und Erfahrungen ausgetauscht. Ihr Weg war genauso non-linear wie meiner, obwohl die Startvorraussetzungen so unterschiedlich waren. Leider gab es dann ein Ereignis, wo ich etwas nicht so Nettes zu ihr gesagt hab und ich sie damit wohl laut einem gemeinsamen Freund ziemlich verletzt haben muss (Ich habe eben das Taktgefühl eines Ziegelsteins). Das tut mir im Nachhinein sehr leid, aber ich trau mich nicht so recht, mich bei ihr zu entschuldigen 😦
Das ist überraschend schnell depressiv geworden …
Im Studium gab es keine, aber wundert mich nicht bei dem was ich studiert habe: – Gebäude- und Energietechnik: 110 Männer, 8 Frauen – Angwandte Informatik: 120 Männer, 5 Frauen Tja und wie gesagt ich bin absolut inkompetent darin, ein hübsches Mädchen anzusprechen, also lass ich es lieber sein und versuche die ausgesprochen schwachsinnige und bisher mit einer Erfolgswahrscheinlichkeit von 0,0% versehenen Taktik, gesehen und von einer hübschen jungen Frau angesprochen zu werden.
Mein Vater war da definitiv geschickter als ich … sonst würde es mich nicht geben … und hat sich trotz seiner skurrilen Klamotten und komischen Macken eins der hübschesten Mädchen in seinem Studiengang geangelt. To be fair, meine Mutter hat auch bewusst den schrägsten Vogel aus dem Jahrgang gewählt, weil sie keine Lust auf die anderen Langweiler hatte … so ist es zumindest überliefert. Mit Erfolg jedenfalls, die beiden sind seit fast dreißig Jahren verheiratet und dabei sind zwei „liebreizende“ Söhne entstanden.
Mein Problem ist allgemein auch irgendwie, dass alle Frauen, die ich toll finde, schon einen festen Freund haben und ich da nie das Gefühl hatte, dass ich dann ein so toller Hecht wäre, dass sich das Warten lohnt. Also in der traurigen Hoffnung ich bin dann der nächste, wenn sie mit ihrem Freund Schluss macht. Das hat bei mir noch nie funktioniert und in Zukunft bestimmt genauso wenig.
Dann gab es die eine, über die in der Familie nicht mehr geredet wird. Als ich sie kennengelernt habe (sie war Leiterin des Nordic Walking Kurses, den ich mal besucht habe … ja, ich mache schwachsinnigen Sport) dachte ich sofort „Yes! Soulmate!“. Aber über die Jahre ist das immer komischer geworden, sie hatte dann doch einen sehr fragwürdigen Charakter und ich Schwachkopf war für sie dann doch nur ein nützlicher Trottel, aber eben nicht Beziehungs-Material.
Aber es gibt auch Lichtblicke. Über das grad eben genannte Mädel habe ich eine junge Frau kennengelernt, die total nerdig ist und auf Outdoor abfährt. Dann sieht sie noch echt gut aus, hat eine tolle Stimme und hat sich binnen kürzester Zeit zu meiner besten Freundin gemausert. Wir verstehen und super gut, haben überwiegend gleiche Interessen und chatten praktisch täglich miteinander. Der Haken? Sie ist lesbisch …. buhu, das Leben ist echt nicht fair 😦
Hach ich bin gespannt, was das Leben noch so bringt. Na, jetzt hab ich erstmal ein Match … noch. Ansonsten ich hab Hobbys ohne Ende. Ich meine so ein Date mit Essen gehen … was zahlt man da denn so? Einen Hunnie für 2-3 Stunden „Unterhaltung“. Und dann liest man Online, dass gewisse Frauen sich nur auf Dates einlassen, um ein kostenloses Essen abzugreifen … ach ja.
So, das führt zu nichts, ich mach erstmal nen Cut.
Ich schreibe gerade an einer Kurzgeschichte zum Thema Dating, die aber noch nicht fertig ist und verweise natürlich immer wieder gerne auf Kurzgeschichte Nr II – Agatha und das verlorene Glück, die auch mit dem für mich sehr leidigen Thema Dating zu tun hat: LINK
Bye.
[UPDATE – 17.10.21]
So, einen lumpigen Tag später, Zeit ein bisschen zurückzurudern, wenn man das so nennen darf.
Wenn ich für diese bescheuerte App schon Geld hinblättere (Idiot!), kann ich so wohl auch ab und zu nutzen. Aufm Klo, während Podcast-Beschallung und im Bett. Gesagt getan.
Ja es gibt nette Mädels auf der Plattform, die nicht alle nur auf Partys und Festivals stehen. Es gibt sogar welche, die ein Profil mit tatsächlichem Text haben und nur ein paar Bildern. Es gibt sie zu hauf.
Das bringt aber trotzdem nichts. Ich hatte gestern so oft das Gefühl. „Hach, du siehst echt nett aus und wir haben ähnliche Interessen“ Dann hab ich auf Like geklickt und nichts passierte … kein Match, war klar. Kein Match heißt, keine Chance auf ein Gespräch, du siehst die gute einfach nie wieder. Gut möglich dass man sich gut verstanden hätte, wenn die Umstände anders sind. Aber wenn du hunderte an Likes versendest, aber von denen eben keinen einzigen Like bekommst … warum waste ich dann 3 Stunden mit der App nur um nicht vom Fleck zu kommen. Ist doch doof alles.
Genug Gejammer für heute, ich wollt noch was produktives machen.
Ich red jetzt nicht viel, die Hintergründe zum Kapitel schreibe ich woanders hin und werde sie hierher verlinken, ich will das aber einfach ein bisschen trennen. Downloadlink gibts hier: LINK. Erstes Buch, erstes Kapitel, gleich voll durchstarten. Viel Spaß.
1. Kaz – Dez. 2052 – Allein
Er wusste diesen Omega Hound, den ihm sein bester Freund Horatio Blazkowicz, mit Spitznamen Xen, zum fünfzigsten Geburtstag geschenkt hatte, sehr zu schätzen. Ein mächtiger völlig lautloser Elektromotor schlummerte unter der Haube und die Batterie bestand aus völlig neuartigen Materialien und hatte eine irre große Reichweite. Seinen Hound, den er liebevoll Percy getauft hatte, war bis unter das Dach vollgestopft mit seiner Camping- und Jagdausrüstung. Er hatte sich mit ein paar Freunden in Montana auf eine Jagd in den winterlichen Bergen verabredet. Eigentlich war ihm das im Dezember zu kalt, aber er hatte sich dann doch breitschlagen lassen. Einem Navy SEAL wie Simon konnte man immerhin schlecht absagen. Er fuhr eine recht kurvige Straße durch einen riesigen Wald mit Nadelhölzern. Eine schöne Gegend und er hatte die Fenster runtergefahren und genoss bei recht langsamer Fahrtgeschwindigkeit und nahezu lautlosem Motor die Geräusche der Natur. Dann hörte er plötzlich lautstarkes Hupen hinter sich und ein Wagen überholte ihn. Ein generischer SUV rollte an ihm vorbei. Eine Frau mit kurzen braunen Haaren warf ihm vom Beifahrersitz einen giftigen Blick zu und im Fond streckte ihm ein Mädchen im Teenager Alter frech die Zunge heraus. Pff, sollten sie ihn doch überholen, er war ohnehin viel zu früh dran. Er fuhr eine halbe Stunde gut gelaunt weiter, bis er aus der Ferne lautstarke Rockmusik vernahm, dazu das Rattern von automatischen Waffen. Verdammte Scheiße, Clowns! Er fuhr die Kugelsichere Seitenscheibe hoch und beschleunigte. Da, der SUV von vorhin lag schief im Straßengraben, gegen einen Baum gekracht und eine Rauchwolke drang aus dem Motor, lange Bremsspuren zierten die Straße. Ein Konvoi der Clowns parkte auf der Straße. Zwei Pickups und ein Mannschaftswagen, alle grellbunt lackiert und mit Parolen der Clowns beschmiert. Offene MG Türme waren auf der Ladefläche der Pickups montiert. Ein paar Typen mit Clownsmasken standen auf der Straße mit Waffen in den Händen. Lautlos hin oder her, sie würden ihn bald bemerken. Die dreckigen Wichser. Terroristen und Mörder. Und man schimpfte ihn einen Waffennarren und einen Psychopaten. Na dann wollen wir doch mal sehen. Adrenalin pumpte durch seinen Körper als er die laute dröhnende Hupe betätigte und feste aufs Gas trat, der schwere gepanzerte Geländewagen beschleunigte sofort und donnerte die Straße entlang. Das vordere MG nahm ihn aufs Korn und Kugeln prasselten auf die Windschutzscheibe, wo sie wirkungslos abprallten. Er wurde immer schneller und schneller und rauschte heran. Die Clowns auf der Straße bewegten sich hektisch in alle Richtungen. Den ersten Clown erwischte er volle Kanne frontal und wurde durch die Luft geschleudert. Den zweiten streifte er und dieser ging mit einem qualvollen Aufschrei zu Boden. Fünfzig Meter weiter machte er einen U-Turn und bremste ab. Der erste Clown regte sich nicht mehr, der zweite wälzte sich verkrümmt auf dem Asphalt. Er griff ins Handschuhfach und entsicherte seine FN Five-Seven, dann fuhr er an den zweiten Clown heran öffnete die Fahrertür und schoss dem Bastard in den Kopf. Das MG wummerte weiter wirkungslos. Er hielt an stieg im Schutze der gepanzerten Fahrertür aus und flitzte zum Kofferraum wo er das beinahe griffbereite Heckler und Koch MR223 nahm und sich eine Schutzsichere Weste umschnallte, das dauerte keine dreißig Sekunden. Dann lugte er um das Auto herum, das MG hatte aufgehört zu feuern und er schoss ein paar Schüsse auf den Schützen ab. Ein Aufschrei zeigte ihm, dass er getroffen hatte. Mit einem Kopfschuss servierte er den Verletzten ab. Der übrige Konvoi suchte das Heil in der Flucht und die Dreckssäcke entkamen ihm leider. Missmutig prüfte er ob die Clowns alle auch wirklich tot waren und rannte dann zum SUV. Wahrscheinlich nur eine unglückselige Familie zur falschen Zeit am falschen Ort. Der Mann am Steuer war von Kugeln durchsiebt worden, ebenso die Frau auf dem Beifahrersitz. Er dachte an das Mädchen, das ihn ein bisschen provoziert hatte. Hastig öffnete er die Tür zum Fond. Großkalibrige Munition hatte den Körper des Jungen von vielleicht zwölf Jahren regelrecht zerfetzt. Auf der anderen Seite öffnete er die Tür und sah das Mädchen zusammengekauert und reglos, sie hatte eine Platzwunde und war bewusstlos. Schien aber bis auf ein paar Streifschüsse wie durch ein Wunder unverletzt. Er barg sie aus dem Wagen, sie wog nicht viel, und trug sie zu seinem Omega. Er setzte einen Notruf ab und grübelte. Wahrscheinlich würde man das als Verkehrsunfall abstempeln. Alle hatten Angst vor der Terrorherrschaft der Clowns und keiner wollte der Nächste sein. Wenn man ihn hier fand, war er der Nächste auf der Liste, das war ihm klar, abgesehen davon dass ihn die korrupten Cops wegen mehrfachen Mordes einsperren würden. Auf die Toten wartete nur noch eine Beerdigung, man konnte nichts mehr für sie machen. Aber das Mädchen lebte noch. Er verstaute seine Sachen im Wagen und schnallte das Mädchen auf dem Beifahrersitz des Hounds fest. Er öffnete den Kofferraum des SUVs und guckte nach ob er Gepäck fand. Jede Menge. Sein Blick fiel auf einen großen grünen Wanderrucksack und er öffnete ihn, Laptoptasche und provozierende Mädchenunterwäsche ganz oben, den nahm er mit. Dann machte er sich auf die Reise nach Hause, die Clowns würden mit Verstärkung zurückkommen und ihn suchen, besser er verschwand von hier und sagte seinen Kumpels Bescheid. Im Auto drehte er das Radio auf und wählte einen Codec der nur den Anhängern des Widerstandes gegen die Clown Brut bekannt war. Er hatte in der Gesäßtasche des Mädchens einen Geldbeutel mit ihrem Ausweis gefunden, ungewöhnlich dass sie keine Handtasche besaß. Sie hieß Amber Straub, ein schöner Vorname. Meldungen von weiteren Angriffen der Clowns erreichten ihn während er missmutig zügig weiterfuhr. Nach einer Stunde erreichte ihn eine alarmierende Nachricht. „Achtung an alle, in Montana wurde die arme Familie Straub ausgelöscht. Andy Straub, US-Marine, mit seiner Frau Josephine und seinem Sohn Josef. Dazu kamen die Großeltern bei einem von den Clowns gelegten Feuer ums Leben. Von der 16 Jahre alten Amber Straub fehlt jede Spur, gut möglich dass die Clowns sie in ihrer Gewalt haben. Das war ein schwarzer Tag für das freie Amerika, passt auf euch auf Leute.“ Er drehte das Radio wieder leiser und trat ordentlich aufs Gas bis die Nadel auf der 200 km/h Marke stand, ganz schön schnell für einen dicken vollbeladenen SUV. Als die Sonne unterging wachte das Mädchen auf. „Huh? Hey, wer zum Teufel sind Sie? Wir haben Sie doch überholt, Sie sind der Typ in dem fetten schwarzen Geländewagen. Was machen Sie mit mir? Ich will sofort zu meiner Familie zurück!“ Verdammt, was sollte er ihr sagen, dass ihre Familie soeben abgeschlachtet wurde? „Wie soll ich es sagen, deine Eltern hatten einen Unfall und jede Rettung kam zu spät.“ Sie sah ihn von der Seite her lange an. „Ich hab Schüsse und Schreie gehört. Verarsch mich nicht man!“ „Ok, die Clowns haben deine komplette Familie ausgelöscht, ist dir das lieber?“ Ihre Augen wurden riesengroß und füllten sich mit Tränen, dann wischte sie sie sich trotzig weg und ließ sich in den Sitz sinken. Sie heulte nicht, sie saß einfach nur schweigend da und sah aus dem Fenster. Nach einer halben Stunde sah sie wieder zu ihm rüber. „Wohin fahren wir? Können wir eine Pause machen?“ „Texas und solange wir in Montana sind halt ich nicht an, ohne Backup lege ich mich nicht mit den Clowns an. Wenn du pissen musst, lass es laufen oder nimm die Stauente die unterm Sitz liegt, die hat einen Adapter … für Frauen.“ „Iii, nein danke. Ich hab Hunger.“ „Ich hab Sandwiches in der Box auf dem Rücksitz. Daneben ist eine Wolldecke wenn dir kalt ist. Aber ich such uns erst etwas zum rasten wenn wir Wyoming erreicht haben.“ Sie schnallte sich ab und schob sich während der Fahrt an ihm vorbei nach hinten, wo sie sich auf der Rückbank im großen Fond bequem machte und sich in die Decke einwickelte. Entweder stand sie noch total unter Schock oder sie war echt richtig tough. Jetzt machte sie sich dick eingekuschelt über eins der Sandwiche her, dass er sich mitgenommen hatte. „Ich hoffe du kochst besser als dass du Sandwiches machst.“ „Das hab ich mir unterwegs gekauft. Ich kann kochen. Sei mal nicht so frech, ich hab dir das Leben gerettet!“ Im Rückspiegel sah er ihr zerknirschtes Gesicht. „Sorry, ich schätze ich verdanke dir mein Leben. Aber was soll ich jetzt machen? Ich will nicht ins Heim zu all den anderen traurigen Seelen die ihre Eltern durch diese Clown Wichser verloren haben!“ Er dachte einen Moment nach, das hatte er nicht so recht durchdacht. „Du könntest fürs erste bei mir unterkommen. Ich frag den Widerstand um Hilfe was ich mit dir anstellen soll.“ „Hast du ein Haus?“ „Eine kleine Farm trifft’s eher. Ich hoffe du kommst mit Tieren klar.“ „Ich denke schon, ich glaube ich kann mit Tieren sprechen, aber das glaubt mir keiner. Hast du ein Haustier? Eine süße Katze oder einen Hund?“ Er zögerte. „Ich habe einen Alligator namens Kasimir. Er hat zwar kein flauschiges Fell aber er ist völlig zahm.“ Im Rückspiegel sah er wie sie ihn entgeistert anstarrte. „Gibt’s in Texas eigentlich nur Irre? Wehe du vergewaltigst mich und verfütterst mich an das Vieh.“ Etwas beleidigt, dass sie ihn irre genannt hatte, auch wenn er einräumen musste, dass da ein bisschen was dran war. „Willst du, dass ich anhalte und dich wieder aussetze, vielleicht kommen ja noch ein paar nette Clowns vorbei, die dir den Rest geben oder mit dir machen, was du mir nur vorwirfst?“ Ups, das war zu viel gewesen, das Mädchen verlor die Fassung und heulte jetzt hemmungslos. Tränenbäche strömten ihr übers Gesicht und es schüttelte sie regelrecht. Er fuhr langsamer und hielt gänzlich an. Als er sich zu ihr hin nach hinten beugte, geriet sie in Panik und schrie und versuchte ihn zu schlagen. Er schnallte sich ab und kletterte halb nach hinten und umarmte sie fest in der Hoffnung dass sie sich wieder fangen würde. Sie trommelte erst auf seinen Rücken ein, gab aber nach kurzer Zeit auf und hing einfach nur heftig schluchzend in seinen Armen. Er war so im Moment des zu trösten Versuchens, dass er völlig blind für alles andere war. So bemerkte er nicht die Rockmusik die immer lauter wurde. Dann erzitterte die Heckklappe des Wagens plötzlich unter Kugeleinschlägen. Fuck! Er hechtete zurück ins Cockpit und trat hektisch auf Gas, der Hound machte einen Satz und sie düsten los, einen Blick in den Rückspiegel zeigte ihm zwei bewaffnete Pickups. Amber hatte ihre Trauer vergessen und duckte sich in den Rücksitz. Die aufgemotzten Pickups hatten den Vorteil, dass ihr Ziel fast schon überbeladen und träge in der Beschleunigung war. Sein Fahrrad, das er an die Rückklappe geschnallt hatte, wurde sicherlich von den Kugeln demoliert, immerhin war es nicht sehr teuer gewesen. Er drückte auf einen Knopf am Armaturenbrett. „Hal wach auf, ich brauch deine Hilfe! Ich werde von zwei Pickups der Clowns verfolgt. Sieh zu dass du ihre Kommunikationskanäle blockierst, damit sie keine Hilfe rufen können. Und ich hoffe die Extras die ich eingebaut habe funktionieren auch so wie ich mir das erhoffe.“ „Sehr wohl Sir.“ Amber hinten starrte ihn angsterfüllt an. „Hey Amber mach dich nützlich. Hinter dem Fahrersitz ist eine Kiste, mach die auf und gib mir ein paar von den Granaten nach vorne!“ Sie starrte ihn ungläubig an. „Bist du taub Mädchen?“ Brüllte er jetzt. Amber schnallte sich ab und wühlte sich durch den Berg an Gepäck und Krempel zu der besagten Kiste. Nach ein paar Minuten schob sie ihm zitternd ein paar zylindrische kleine Bomben nach vorne. Smart Bombs, die er selbst gebaut hatte. Sie besaßen einen superstarken Elektromagneten, der sich am Boden von Autos heften konnte. Er fuhr das Fenster ein Stück herunter, machte die Bomben scharf und warf sie aus dem Fenster, dass er sofort wieder hochfuhr. Sie hatten Glück, der rechte Pickup wurde von den Rädern gehoben und verging in einem Feuerball. Der andere wich dem brennenden Wrack aus und beschleunigte. Schüsse peitschten über die Außenhaut des Hound, penetrierten aber nicht, es lebe Omega. Der Pickup hatte eine große Kabine und Beifahrer und Rückfahrer kurbelten hektisch die Scheiben herunter, Uzis und Sturmgewehre in Händen. Kugeln prasselten auf die Seitenscheiben und prallten wirkungslos ab. Kaz kurbelte nach links und versuchte den Truck zu rammen, sofort verzogen sich die Typen mit Clownsmasken ins Innere und der Pickup beschleunigte. Er grinste plötzlich breit und ging in die Eisen. Dann drückte er auf einen Knopf und aktivierte seine eingebaute Bewaffnung die jetzt hoffentlich auch funktionierte. Eine 20 mm Autokanone wummerte tief dröhnend los, die er auf dem Dachträger montiert hatte, und stanzte mit panzerbrechenden Sprenggranaten faustgroße Löcher in den Pickup vor ihm. Nach wenigen Sekunden Dauerfeuer schlingerte der Pickup und krachte gegen einen Baum, während Flammen aus dem Motorblock aufstiegen. Zufrieden grinsend gab er wieder Gas. „Hal, irgendwelche Meldungen von Clowns oder Cops in der Gegend?“ „Mir ist nichts bekannt Sir, gute Fahrt Sir.“ „Danke dir, wir sehen uns.“ Er warf einen Blick nach hinten um nach Amber zu sehen, die sich gerade wieder aufrappelte und sich anschnallte. Sie starrte ihn wieder ungläubig an. „Bist du James Bond oder sowas?“ „Nein nichts dergleichen auch wenn ich ein großer Fan der Filme bin, zumindest der alten. Ich bin nur ein Mechaniker, Bastler und Waffennarr, der nicht hilflos im Angesicht der Clown Banden sein will. Hast du ein Problem damit?“ „Wie viele Leute hast du heute getötet?“ Er dachte einen Moment nach. „Ich hab nicht gezählt, aber Clowns sind keine Leute, die sind einfach nur Abschaum der beseitigt werden muss. Mit denen hab ich kein Mitleid, mir tun eher Unschuldige wie deine Familie leid, die einzig und allein ins Fadenkreuz geraten, weil einige von ihnen Teil des Militärs sind oder sich ihrer Herrschaft widersetzen.“ Plötzlich klingelte sein Handy und er nahm den Anruf über die Freisprechanlage an. „Scheiße nochmal Kaz wo steckst du nur? Wir haben die Sache mit den Clowns im Radio gehört.“ „Ich bin kurz vorm Ziel umgedreht, ich bin an einem Konvoi der Clowns vorbeigekommen.“ „Verdammt, geht’s dir gut?“ „Mir geht’s bestens, ein paar der Clowns eher weniger. Die Schweine haben wieder eine Familie abgeschlachtet. Ich hab die Tochter retten können und sie sitzt bei mir im Wagen. Ich fahr erstmal wieder runter nach Texas und stell mich neu auf. Leider geht dadurch unser Trip hops.“ „Amber Straub ist bei dir? Gott sei Dank. Wir gehen dann auch erstmal auf Tauchstation, ich hätte nicht gedacht, dass es in Montana so viele Clowns gibt. Gut dass du ein paar ausgeschaltet hast. Ich schätze ich sollte mir auch so einen Omega besorgen und Clowns jagen, aber die Kisten kann ich mir leider nicht leisten. Ich hab gehört dass unsere Freunde im Widerstand Trucks und LKWs mit Stahlplatten verstärken und eigene Konvois bilden um diese Brut zu stoppen. Leider hab ich Frau und Kinder, sonst würde ich glatt mitmachen. Ich schätze das Mädchen wird erstmal bei dir bleiben, schwierige Situation, das bekommen wir schon irgendwie geregelt. Mach’s erstmal gut. Wir fahren jetzt ein Stück in die Berge und bunkern uns irgendwo ein bis sich die Sache ein bisschen beruhigt hat. Tschüss und pass auf dich auf.“ Amber im Fond kaute auf ihrer Unterlippe und warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. „Bist du im Widerstand von dem alle heimlich sprechen?“ Er zögerte, wenn sie ihn verpfiff, saß er tief in der Scheiße. „Ja, schon irgendwie. Wie du eben gesehen hast.“ „Und warum hat der Typ dich Kaz genannt, das klingt doch total nach einem Fantasienamen?“ „Kaz ist die Abkürzung für Katsuro, mein zweiter Vorname. Ich hab eine japanische Mutter.“ „Stimmt, siehst auch ein bisschen asiatisch aus. Irgendwie ein bisschen wie Keanu Reeves.“ „Dass du den überhaupt kennst finde ich fiel erstaunlicher, jung isser auch nicht mehr.“ „Ich mag halt alte Actionfilme, die laufen ab und an im Fernsehen.“ „Sowas gibt’s noch?“ „In Montana schon, ich hatte einen Fernseher in meinem Zimmer, der lief immer nebenbei, wenn ich gezockt habe. Hast du eigentlich auch einen richtigen Namen?“ „Ja hab ich: Sebastian Katsuro Solomon.“ Sie runzelte die Stirn. „Du sagst das so, als müsste mir das was sagen. Keine Ahnung wer du bist.“ Sie hielt inne. „Solomon. Das ist doch so ziemlich die mächtigste Familie die Welt dank Solomon Industries und Horizon. Ich glaube das ist Zufall.“ Er wurde rot und ein verlegenes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. „Doch ich gehöre zu der Familie, Herbert Solomon ist mein Vater. Ich bin das schwarze Schaf der Familie, der Familientrottel, wie mein Bruder zu sagen pflegt. Eigentlich bin ich Autor, allerdings schreibe ich unter einem Synonym. Ich bin nicht mal erfolgreich genug um über die Runden zu kommen. Würde ich unter meinem Familiennamen veröffentlichen würde ich mich doch nur zum Gespött der Leute machen. Sollen diese Idioten doch glauben, dass ich ein erfolgloser Trottel bin.“ Bitterkeit lag in seiner Stimme. „Das bisschen Geld, das ich so durch den Erlös der Bücher bekomme, reicht von hinten bis vorne nicht. Ich kann dich also nicht wirklich verwöhnen, wenn du dir das erhofft hast. Deshalb mache ich viele andere Sachen zusätzlich. Aber eine tüchtige Hand könnte ich auf meiner Farm echt gut gebrauchen.“ „Wann sind wir da?“ „Ab und zu muss ich auch den Wagen aufladen und eine Runde schlafen, ich denke in ein paar Tagen. Ich denke ich fahre die Nacht durch und such uns dann irgendwo abseits ein Fleckchen, wo wir erst auftanken und dann ein wenig rasten können. Im Kofferraum hab ich einen Sack mit Nahrungsmittel, so Fertigsachen und Riegel fürs Backpack-Tracking von NOX, die schmecken ziemlich gut. Motels und Raststätten würde ich erstmal meiden wollen, die werden oft von den Clowns observiert oder kontrolliert. Ich hab schon Geschichten von Leuten gehört, die in einem Motel spurlos verschwunden sind. Am besten wir schlafen nachts im Wagen. Ich geb dir meinen Polar-Schlafsack und ich wickel mich in die Decke ein, die du hast, notfalls kauf ich noch Decken. Hier wird es nachts ganz schön kalt und um die Batterien zu schonen heize ich über Nacht ungern.“ „Kannst du dann trotzdem die Heizung ein bisschen hochdrehen, ich bin leider ne totale Frostbeule, auch wenn ich in Montana mit ziemlich kalten Wintern aufgewachsen bin. Und es wäre toll wenn du noch ein paar schöne warme Decken kaufen könntest wenn es dir nichts zu sehr ausmacht. Hast du zufälligerweise mein Handy gesehen?“ „Sorry, darauf habe ich nicht geachtet.“ „Fuck, ich hatte es im Auto, es muss mir beim Crash wohl aus der Hand gefallen sein. Mist!“ „Wozu würdest du es denn jetzt verwenden wollen?“ „Ein bisschen Musik hören oder Filme gucken, das mache ich immer auf so langen Fahrten.“ Kaz fuhr langsamer und öffnete das Handschuhfach. Er kramte sein Ersatztelefon und eine kleine Dose mit Kopfhörern heraus und reichte sie nach hinten zu Amber. „Hier, nimm erstmal das da, das hat eine Datenflatrate.“ Ihre Augen wurden groß. „Scheiße, das ist ein Prism!“ „Ja, wenn auch nicht mehr das neuste Modell.“ „Vielen Dank, das ist so cool. Ich hab von den Dingern immer nur gehört, aber ich kenne niemanden der tatsächlich eins besitzt, die sind ja noch teurer als ein iPhone!“ „Dafür sind sie auch in jeder Hinsicht besser, leistungsstärker, verschlüsselt und verwenden das Betriebssystem HALOS.“ Sie runzelte die Stirn. „Moment, ein Prism kostet viertausend Dollar aufwärts und du hast so eins ungenutzt im Handschuhfach rumliegen. Und dann willst du mir erzählen dass du ein armer Schlucker bist. Das passt doch einfach nicht zusammen!“ Er fluchte, dass sie es bemerkt hatte. „Ich hab über die Jahre ein paar Freundschaften geknüpft. Ich kenne Monsieur Hugo, den Leiter von Prism persönlich und wir sind gute Freunde, er schickt mir jedes Jahr das aktuelle Topmodell zu. Ähnlich verhält es sich mit Mary Ann von Lambda, Sir Henry von Nox, Horatio Blaskowicz von Omega und ein paar anderen. Ich räume ein, das ist schon ganz praktisch.“ Er sah im Rückspiegel wie sie mit den Schultern zuckte und sich die Kopfhörer einstöpselte, verband sich mit dem Prism und tippte darauf herum und hielt es anschließend quer im Schoß. Mit angewinkelten Beinen machte sie es sich dick eingewickelt in die Wolldecke bequem und schien schnell in ihrem Film oder einer Serie zu versinken. Lächelnd fuhr er durch die Nacht auf dem Weg in die sichere Heimat.
*
Gegen Mittag des nächsten Tages bog er auf den Parkplatz einer Omega Tankstelle ein. Die schwer bewaffneten Sicherheitskräfte am Tor hoben die Hand zum Gruß. Er kam viel in den Staaten herum und man kannte sich von früher. Er stellte sich auf eine überdachte Ladestation. Amber wachte schlaftrunken auf und streckte sich. „Omega Tankstellen sind quasi ein sicherer Hafen und sicher vor Clowns. Schüttel dir ruhig mal die Beine aus und geh ein paar Schritte, das Aufladen wird ne Weile dauern. Deshalb gibt’s hier immer mindestens ein hochklassiges Diner und einen Laden wo du alle möglichen Sachen kaufen kannst. Oft auch eine komfortable Unterkunft, wenn die Reparaturen länger dauern oder man über Nacht bleiben möchte. Hast du Hunger?“ Amber nickte eifrig und schälte sich aus ihrer Wolldecke. Er sah wie sie fröstelte als sie ausstieg, immerhin war es Dezember und sie trug nur Jeans und einen Kapuzenpulli. Verdammt, er hätte nach ihrer Jacke suchen sollen. Er nahm sich vor ihr eine neue bei Gelegenheit zu ordern. Puh es war wirklich ziemlich kalt. Er stöpselte schnell das Ladekabel an und guckte in der Omega App wie sich der Ladestand langsam erhöhte. Bis zum vollen Akku hatten sie rund zweieinhalb Stunden Zeit. Zur Sicherheit schob er sich seine FN Five-Seven in den Hosenbund und schloss den Wagen ab, dann ging er mit Amber, die schon bibbernd auf ihn wartete und ungeduldig von einem Bein aufs andere hüpfte, in Richtung Diner. Drinnen war es angenehm warm und sie suchten sich ein Plätzchen wo es schön gemütlich war. Außer ihnen waren nur zwei weitere Leute anwesend. In den Ladestationen steckte eine große LKW Zugmaschine mit geräumigen Wohnabteil hinter dem Führerhäuschen und in einer anderen ein unauffälliger leicht vereister blauer Kleinwagen. Die Bedienung näherte sich ihrem Tisch und sie bestellten zwei Frühstücksteller und Kaffee und für Amber noch einen Orangensaft. Der Kaffee und der Saft kamen sofort und das Mädchen umfasste mit beiden Händen den Becher um sich aufzuwärmen. „Du wirst schon sehen, dass Essen hier ist köstlich.“ Sie sah ihn nur zweifelnd an und trank einen Schluck Kaffee. Sie hob zumindest schon mal anerkennend die Brauen. „Der Kaffee ist ziemlich gut muss ich sagen. Der Saft auch. Ich hoffe in Texas gibt’s auch Orangensaft, davon kann ich nämlich nicht genug bekommen und das ist ja wichtig wenn ich jetzt quasi bei dir wohnen soll?“ Er wehrte lächelnd ab. „Keiner zwingt dich bei mir zu wohnen, es erscheint nur im Moment am sichersten. Ich kann dich auch in der nächsten größeren Stadt absetzen wenn dir das lieber ist.“ Sie schüttelte heftig den Kopf. „Jetzt wo meine Familie …“ sie stockte und eine Träne rollte ihr über die Wange. Sie setzte neu an. „Jetzt bin ich ganz allein. Und ich hab eigentlich keine richtigen Freunde und keine anderen Verwandten und auch kein Geld. Ohne dich hätte ich noch nicht mal ein Handy und würde bestimmt nicht mehr leben. Danke nochmal. Mit sechzehn will ich noch nicht sterben!“ „Ich will auch mit dreiundfünfzig jetzt noch nicht sterben. Aber ich kann einfach nicht stillsitzen wenn so etwas passiert. Deshalb bin ich immer auf das Schlimmste vorbereitet.“ „Ich glaube das sollte man in diesen Zeiten auch sein. Nur warum wir?“ „Dein Vater Andy war ein US-Marine, deshalb.“ „Woher weißt du das?“ „Das kam im Radio des Widerstands, die sind immer gut informiert.“ „Sowas gibt es?“ „Klar, es gibt einen ganzen Katalog von Codes und Codecs die wir verwenden. Und irgendwie müssen wir uns schließlich austauschen. Ich hab übrigens mitgeholfen dieses Netzwerk in den USA aufzubauen. Mit jedem Tag wächst der Widerstand gegen die Clowns. Weltweit.“ „Dann gibt es auch in anderen Ländern Widerstandszellen gegen die Clowns?“ „Ja, auf der ganzen Welt, in fast jedem Land. Vielleicht können wir dem ganzen irgendwann einen Riegel vorschieben, aber die korrupten Cops machen uns das Leben schwer und hindern uns daran uns um diese verdammten Clowns zu kümmern. Viele nehmen die Sache von daher lieber in die eigene Hand, so wie ich.“ „Wer ist eigentlich dieser Hal der dir geholfen hat, so hieß doch eine KI aus einem uralten Streifen?“ „Hal ist ein alter Freund von mir und er hilft mir wann immer er kann, er ist ein ziemlich guter Hacker und er ist ein großer Fan von KIs und von den alten Kubrik Filmen, daher sein Spitzname.“ „So ist das also.“ Ihr Essen wurde gebracht und sie machten sich schweigend über Rührei, Bratkartoffeln und Speck her. Er grinste zufrieden als er Amber sichtlich genießerisch essen sah. Er grinste noch breiter als sie sich nach mehr umsah. „Hast du noch Hunger?“ „Ich könnte locker noch so eine Portion essen. Ich hab’s gut und schlecht zu gleich, ich kann viel und immer essen und werde nicht dick, aber auch nicht wirklich satt. Ist ganz komisch bei mir. Darum beneiden mich auch immer alle.“ „Machst du eigentlich Sport?“ „Naja da wo ich wohne ist das Freizeitangebot sehr begrenzt und ich trainiere wenigstens zweimal die Woche, ich mach Calisthenics.“ „Wunderbar, Calisthenics mache ich auch und dazu noch Kampfsport und Hanteltraining. Ich trainiere jeden Morgen vor dem Frühstück, du kannst ja mitmachen wenn du Lust haben.“ „Ja, falls wir Texas in einem Stück erreichen.“ „Keine Sorge, ich bin gewappnet und Texas hat die wenigsten Clownangriffe in den USA und in dem Nest wo ich wohne praktisch null Angriffe.“ „Das ist beruhigend. Aber dann bestimmt genauso wenig Freizeitbeschäftigungen wie in Montana?“ „Da ist leider was dran, aber ich hoffe bei mir wird es dir schon nicht langweilig. Das Nest hat zwei Bars, ein Lokal und ein paar Einkaufsmöglichkeiten und sogar eine Bowlingbahn. Wenn das mit den Tieren stimmt hoffe ich, dass du ein paar interessante Gesprächspartner findest. Ich fürchte nur Kasimir ist nicht der hellste und meine Milchkuh Rita auch nicht. Ach ja, ich hoffe du magst frische Kuhmilch.“ „Geht so, wir haben in einer Kleinstadt in einem Einfamilienhaus gewohnt, frische Kuhmilch trinke ich praktisch nie, nur wenn ich in den Ferien bei meinen Großeltern war, die wohnen … wohnten auf einer kleinen Farm.“ „Mh, ich habe eine Maschine zur Haltbarmachung von Milch gebaut, vielleicht macht das die Sache ein bisschen erträglicher.“ Aus den Augenwinkeln bemerkte er einen übergewichtigen Typen um die dreißig mit fettigen schwarzen Haaren, der immer wieder zu Amber herübersah. „Amber?“ „Ja?“ Sie strich sich eine Strähne aus der Stirn und sah ihn mit schiefgelegten Kopf fragend an. „Wie wäre es damit, dass ich uns noch eine weitere Frühstücksplatte bestelle und du dich in der Zwischenzeit etwas frisch machst, es klebt noch Blut an deiner Stirn.“ „Ok, mache ich, bis gleich.“ Sie stand auf und ging in einem geschmeidigen katzenhaften Gang in Richtung Toiletten. Der schmierige Typ stand auf und wollte ihr nachgehen, Kaz stellte sich vor ihn. Der Typ war kleiner als er und völlig unsportlich. „Ey man was soll das? Ich will nur pissen!“ „Genau, ganz zufällig in dem Moment wo ein hübsches Mädchen auf die Toilette geht. Setz dich wieder hin und warte, bis sie wieder zurückkommt oder ich zieh noch ganz andere Seiten auf!“ „Was spielst du dich so auf du Wichser? Nur weil du groß und stark bist, gibt dir das noch lange nicht das Recht über andere zu bestimmen. Du Pisser hast sie doch bestimmt nur entführt und willst schlimme Sachen mit ihr machen. Du bist nicht besser als diese Clowns!“ „Gibt’s hier ein Problem?“ Der Trucker war hinzugestoßen, ein Bär von einem Mann, übergewichtig und trotzdem über und über muskelbepackt. „Der Typ hier lässt mich nicht durch, ich will doch nur in Ruhe pissen?“ „Und das hübsche Mädchen angrabbeln oder heimlich fotografieren oder was? Ich kenn doch so Schmierlappen wie dich. Also zieh Leine. Und du setz dich wieder auf deinen Platz ich will keinen Streit, ich will einfach nur im Warmen sitzen ohne Stress oder eine Schlägerei.“ Der schmierige Typ zog Leine und setzte sich wieder hin und durchbohrte ihn und den Trucker mit stechenden Blicken. Kaz setzte sich auf seinen Platz und bestellte noch einen Kaffee und eine Frühstücksplatte für Amber. Als Amber nach zwanzig Minuten noch nicht da war und die dampfende Platte einsam und allein vor ihm stand, machte er sich Sorgen. Nach dreißig Minuten wurde er unruhig. Nach vierzig Minuten hatte er das Gefühl, dass sie sich aus dem Staub gemacht haben musste oder an Verstopfungen litt. Etwas missmutig aß er das Frühstück bevor es gänzlich kalt wurde. Nach einer knappen Stunde tippte ihm jemand auf den Arm und Amber setzte sich mit etwas feuchten Haaren auf ihren Platz und schob ihm einen gelben Plastikchip entgegen, vermutlich von der Dusche oder sowas in der Art. „Sorry, aber ich musste mal groß, hatte Verstopfungen und da unten gab es tolle Duschen, das konnte ich mir doch nicht entgehen lassen und hab es voll ausgekostet. Menno, du hast ja schon fast alles aufgegessen! Können wir nochmal bestellen.“ Eine weitere halbe Stunde später hielt sie sich satt und zufrieden ihren vollen Bauch, während Kaz die restlichen Waffeln mit Sahne aufaß. Seine App zeigte ihm an, dass sein Hound fast aufgeladen war. „Jetzt decken wir und noch im Laden mit Essen, Wasser und dicken Decken ein und dann geht’s los. Oder fällt dir noch etwas ein?“ Sie zuckte nur mit den Achseln. Also standen sie auf und gingen rüber in den ziemlich großen Laden wo es wirklich alles gab, von Babywindeln, über frische Sandwiches und Wärmflaschen bis zu edler NOX Schokolade. Sie mussten mehrmals gehen, weil zwei paar Arme für alles beim ersten Mal nicht ausgereicht hatte. Gegen drei hatte er bezahlt und sie saßen dick eingemummelt im Wagen, in dem es jetzt recht kühl war. Amber war unter all den flauschigen Fleecedecken gar nicht mehr richtig zu sehen und sie hatte sich zwei elektrische Wärmflaschen und ein paar Handwärmer geschnappt. In der Zwischenzeit hatte Kaz auch schon mal den Polar Schlafsack zu Amber nach hinten gepackt und den elektrischen Reisewasserkocher aus den Tiefen des Kofferraums geborgen. Heute Abend würde es leckere Snacks von NOX geben und er hatte Amber begierige Blicke auf die leckeren Sandwiches aus der Theke des Omega Shops werfen sehen. Das Mädchen hatte hinten ihren eigenen Snackkorb und eine große Thermoskanne Kaffee und ein paar große Flaschen NOX Orangensaft. Er selbst hatte sich vorne etwas bereitgelegt und schaltete das Radio des Widerstands ein, während sich das Mädchen wieder die Ohrstöpsel einsetzte und bei Musik langsam wegdämmerte. Doch es ging nicht ganz ohne Verluste. Sein Fahrrad war völlig zerstört gewesen und er hatte es abgeschnallt, ebenso wie den durchlöcherten Reservereifen. Glücklicherweise waren Omega Werkstätten und Tankstellen immer an einem Platz und ein wenig beeindruckter Mechaniker hatte den Wagen durchgecheckt, den Reifendruck geprüft und ein nagelneues Reserverad aufgeschnallt. Kaz schätzte, dass der Typ wohl öfter Omegas in der Werkstatt hatte, die aussahen als hätte sie jemand durch den Krieg gejagt. Das war kein billiger Tag gewesen, aber das war es ihm wert. Er spülte zwei Koffeintabletten mit einem Schluck Wasser herunter und sie fuhren los. Gegen zehn Uhr abends, blieb er auf einer verlassenen Nebenstraße in einem Wald stehen und machte die Lichter aus. Amber sah von ihrem Prism auf und musterte ihn fragend. „Wir machen erstmal Pause, denn ich bin jetzt seit zwei Tagen ohne Schlaf! Ich denke, das wird jetzt erstmal Tetris spielen, den Schlafsack auspacken und alles vorbereiten, ich glaube du bist klein genug um dich auf der Breite des Wagens voll lang zu machen, Omegas sind glücklicherweise wörtlich breit gebaut.“ Gesagt getan, zehn Minuten später saß Amber dick eingemummelt in den Schlafsack gekuschelt und sah ihm dabei zu wie er heißes Wasser vom Wasserkocher in den Beutel mit NOX Fertignahrung goss und ihr dann reichte. Dann goss er etwas in seinen Beutel und rührte den Inhalt um, es gab einen leckeren Eintopf mit Fleisch. Amber schien es zu schmecken und nachdem sie den Inhalt des Beutels verputzt hatte machte sie sich über ein paar Schokoriegel her. Sie putzten sich die Zähne und spuckten aus dem heruntergelassenen Fenster aus. Dann machten sie es sich bequem. Amber streckte sich auf der Rückbank aus und kurze Zeit später hörte er ihre gleichmäßigen Atemzüge. Zufrieden lächelnd warf er sich die dicke Wolldecke über und schlief langsam ein.
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Er erwachte davon, dass ihm jemand hektisch auf die Schulter klopfte, sofort erwachte er aus seinem Schlaf und war hellwach. „Amber?“ Er hörte sie hektisch atmen. „Scheiße, ich hab was gehört, einen unheimlichen Schrei oder so!“ „Sei mal kurz ruhig.“ Er fuhr das Fenster einen Spalt breit nach unten und horchte in die Nacht während Amber auf der Rückbank die Luft anhielt. Erst hörte er nichts, dann hörte er einen schrecklichen Schrei und das Knacken und Brechen von Ästen. Ihm war als sähe er aus den Augenwinkeln wie sich etwas Großes durch den Wald auf sie zu bewegte. Sofort startete er den Wagen und trat auf Gas. Auf dem matschigen Feldweg drehten die Reifen durch und sie verloren wertvolle Sekunden. Da warf sich etwas hinten gegen den Wagen und sie wurden ordentlich durchgeschüttelt. Da! Die Reifen bekamen Halt und sie sausten nach vorne, die leistungsstarken Scheinwerfer durchleuchteten die Nacht und er fuhr den unebenen Weg in gefährlich schnellem Tempo entlang. Hinter sich hörte er diese Schreie und das Beben von schweren Füßen auf den Boden. Dann hatten sie dieses Ding, was immer es auch war abgehängt und donnerten durch den Wald. Amber rappelte sich immer noch in den Schlafsack gewickelt auf und schnallte sich an. Sie rasten über die holprige Piste, bis sie die geteerte Straße erreichten und er vollends Gas gab. Langsam beruhigten sie sich beide wieder. „Verdammt was war das denn, ein Monster?“ „Weißt du Kleine, es gibt eben doch Dinge, die sich nicht so leicht erklären lassen. Ich für meinen Teil meide Wälder bei Nacht, der Schein trügt immer, ich sag‘s dir. Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich auf eine schreckliche Ausgeburt aus irgendeiner Indianerlegende tippen.“ „Verdammt und wie soll ich nach sowas noch ruhig schlafen? Wehe du machst nochmal in einem scheiß Wald nachts Rast!“ „Nein, nach dem Erlebnis definitiv nicht, das gebe ich dir schriftlich!“ Im Morgengrauen erreichten sie eine Stadt und er hielt in einer Wohnsiedlung. Passanten blieben ab und an stehen und fotografierten den Hound, dessen Lack an zahllosen Stellen von einschlagenden Kugeln abgeplatzt war, aber dank der getönten Scheiben waren sie vor allzu neugierigen Blicken sicher. Zur Sicherheit ließ er dennoch den Kanal zu Hal offen und machte das Radio an. Amber hinten sah sich unruhig um bevor sie sich wieder abschnallte und im Schlafsack einschlief. Bei ihm dauerte es etwas länger aber irgendwann döste auch er ein.
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Wieder wurde er unsanft geweckt, ein Klopfen an der Scheibe. Er regte sich langsam und rieb sich die Augen. Scheiße, ein Cop stand neben seinem Wagen und bedeutete ihm die Scheibe herunterzufahren. Er griff in den Fußraum des Fahrersitzes und entsicherte seine Schallgedämpfte Beretta 92 ohne dass der Cop es mitbekam, sicher war sicher. Dann beugte er sich zu Amber und überprüfte ob sie schlief. Na das würde ja was werden. Er fuhr die Scheibe herunter. „Ja Officer, was gibt es?“ Der unrasierte Mittdreißiger mit dunklen Haaren musterte ihn misstrauisch. „Guten Tag, dürfte ich erfahren was sie hier machen?“ „Ich mache ein Nickerchen, ich bin gerade auf dem Weg nach Hause, ist das denn verboten?“ „So und wo wohnen sie?“ „Texas“ „Puh, wir sind ziemlich weit von Texas entfernt. Und da parken sie hier einfach so und schlafen eine Runde. Ok, was ist mit ihrem Wagen passiert?“ „Das ist ein Omega und ich hab getestet, ob die wirklich so kugelsicher sind, wie man in den Werbespots sieht.“ Die Lüge fiel ihm spontan so ein. „ … kommt aus Texas …“ Murmelte der Cop leise und verdrehte flüchtig die Augen. „Fahren sie allein?“ Gerade jetzt im ungünstigsten Moment stöhnte Amber im Schlaf. Der Cop bekam das mit und seine rechte Hand zuckte zu seiner Waffe. „Wer ist da noch mit ihnen im Wagen?“ Fuck. „Ähm, meine Tochter, wir kommen gerade von einem Ausflug zurück.“ „Führerschein und Fahrzeugpapiere wenn ich bitten darf.“ Brummelnd kam er der Aufforderung nach und reichte die Papiere dem Cop. „So ne richtige Berühmtheit also. Da gibt es nur ein Problem: sie haben keine Tochter! Aussteigen!“ Grimmig malte Kaz mit den Zähnen. „Officer, haben sie Frau und Kinder?“ Der Cop hob eine Braue und sah ihn an. „Ich hab eine Frau und eine kleine Tochter.“ „Würden sie alles für ihre Tochter machen?“ „Natürlich, was soll die blöde Frage?“ „Was würden sie machen, wenn sie jemanden begegnen, der ein Mädchen ohne Familie um jeden Preis beschützen würde, selbst wenn er dafür einen Mann töten müsste?“ Der Cop starrte ihn einen Moment an. „Sir, ich muss Sie bitten den Wagen zu verlassen und sich breitbeinig mit erhobenen Händen neben Ihren Wagen zu stellen!“ Er dachte einen Moment an seinen Stand in der Gesellschaft. „Sind sie einer von den dreckigen Cops, die die Clowns unterstützen?“ „Hey man, ich mache hier nur meinen Job. Rauskommen, wird’s bald?“ Ach scheiß drauf. Er legte den Rückwärtsgang ein und schoss aus der Parklücke. Der Cop rannte zu seinem Wagen zurück. Die Tachonadel nahe der 120 km/h Marke donnerte er durch die Stadt und wich geschickt den anderen Verkehrsteilnehmern und Passanten aus. In einiger Entfernung hinter sich sah er wie der Cop von eben die Verfolgung aufnahm. Amber hinten war aufgewacht und starrte ihn angstvoll mit weit aufgerissenen Augen an. „Hey, was soll das?“ „Wenn du im Schlaf nicht demonstrativ laut gestöhnt hättest wären wir jetzt nicht in dem Schlamassel!“ Sie sah nach hinten und erkannte die Lichter des Streifenwagens. „Du Idiot legst dich mit den Cops an? Und warum bin ich an dem Mist Schuld?“ „Tja was soll man machen. Hätte ich mich verhaften lassen und warten sollen bis irgendein Sympathisant der Clowns vorbeikommt und dich abknallt? Wenn die mich mit dem Zwischenfall in Montana in Zusammenhang bringen sind wir sowieso erledigt. Die stecken doch mit den Clowns unter einer Decke! Und jetzt haben die auch noch meinen Namen. Als nächstes nehmen die noch meine Familie in Deutschland aufs Korn! Verdammte Scheiße!“ Er schaltete den Kanal zu Hal ein. „Hal, hast du die Kacke eben mitbekommen?“ „Absolut Sir, ich hab mich in den Polizeicomputer gehakt und werde dafür sorgen, dass man nichts Greifbares gegen Sie in der Hand hat.“ „Hal, ich kann dir gar nicht genug danken!“ „So, der Streifenwagen hinter Ihnen dürfte nun wichtigeres zu tun haben.“ Er sah in den Rückspiegel, der Streifenwagen schlingerte plötzlich und krachte mit Vollgas in eine Kolonne parkender Autos. „Ich liebe voll computergestützte Autos.“ Kam es vergnüglich von Hal. Ungestraft donnerten sie davon in Richtung Texas.
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Die nächsten Tage übernachteten sie auf den Parkplätzen von Omega Tankstellen und Amber genoss die Vorzüge von warmen Essen, heißen Duschen und Sicherheit. Am Morgen des fünften Tages rumpelten sie langsam über eine ausbesserungsdürftige Straße entlang, seine Farm war nicht mehr fern. Er erreichte das kleine ein-paar-hundert-Seelen-Nest und fuhr hindurch, dann eine unbefestigte Schotterpiste einen Hügel hoch. Mit einer Fernbedienung öffnete er das schwere Tor, das sich inmitten eines hohen Maschendrahtzauns befand. Ein zweistöckiges Holzhaus mit Veranda thronte auf dem Hügel, umgeben von Schuppen, Ställen und einer alten Scheune. Ein paar kleine Windräder zur Stromerzeugung drehten sich in der leichten Brise. Amber hinten sah gespannt nach draußen. Vor der Werkstatt hielt er an und stieg aus dem Wagen, der mittlerweile ein bisschen muffelte, auch wenn sie beide immer bei Omega geduscht hatten. Nach der Tour würde er Lobeslieder auf seinen besten Freund Xen und seine Omegas singen. Amber stieg hinten aus und sah sich neugierig um. Aus der Ferne hörte man Ritas Muhen und das Gackern von Hühnern. Und das Geräusch schneller trappelnder Füße. Hinter dem Haus schoss Kasimir mit seinem roten Halstuch galoppierend um die Ecke und hielt in einer kleinen Staubwolke vor Kaz. Er kniete sich hin und kraulte dem Alligator am Kinn und hinter den Ohrlöchern. Amber trat neugierig neben ihn und betrachtete das exotische Haustier. „Du darfst ihn gerne mal Streicheln. Ich denke ich zeig dir mal dein Zimmer und dann packen wir aus, das wird eine Weile dauern fürchte ich. Danach mache ich Frühstück und dann kannst du dich in Ruhe hier umsehen ok? Nur verlass erstmal bitte nicht allein das Gelände!“ Amber kitzelte Kasimir an den Nüstern und streichelte die lange Schnauze, ihm schien es zu gefallen. Die unverschlossene Haustür quietschte in den Angeln als sie eintraten. Wie versprochen zeigte er ihr das Zimmer oben. Er hatte es ursprünglich als Gästezimmer angelegt, aber hier im Nirgendwo hatte ihn nie jemand besucht. Ein langes Bücherregal vollgestopft mit Sachbüchern und Comics, ein Bett mit einer staubigen Tagesdecke und ein leerer Schreibtisch. Er kratzte sich am Kopf. „Ich schätze wir können dir noch ein paar Möbel besorgen.“ Amber ging vor und setzte sich aufs Bett. „Nein das geht schon. Und jetzt?“ „Jetzt müssen wir dich mal langsam deiner neuen Familie vorstellen. Kann ich ein Foto von dir machen?“ Das Mädchen sah ihn einen Moment lang an, dann nickte sie unsicher. Er zückte sein Prism und knipste ein paar Bilder von ihr. Dann gingen sie wieder runter und sie verbrachten eine Stunde damit den Hound auszuräumen und den Innenraum zu säubern. Er warf einen Blick in den Hühnerstall und legte ein paar relativ frisch gelegte Eier in einen Korb, danach holte er Kartoffeln aus dem weitläufigen Bunk … Keller-Netzwerk, das er selbst ausgehoben hatte. Sie frühstückten in der geräumigen Küche, begleitet von Kasimir der träge auf dem Bauch lag und von Amber mit gebratenem Speck gefüttert wurde. Kaz nahm einen Schluck Kaffee aus dem Becher und betrachtete Amber für einen Moment. Sie wirkte nicht wie jemand, der vor ein paar Tagen seine ganze Familie verloren hatte. „Was machen wir jetzt mit dir?“ Sie sah hoch. „Ich weiß nicht, ins Heim will ich auf keinen Fall und bei dir fühle ich mich wohl. Kann ich nicht einfach bei dir bleiben?“ „Aber du musst doch in die Schule!“ Sie machte ein zerknirschtes Gesicht. „Schon, gibt’s hier überhaupt eine?“ „Unten im Dorf gibt es eine kleine Schule. Ansonsten in der nächsten Stadt.“ „Kann ich nicht erst in Ruhe trauern?“ „Du wirkst nicht wie jemand der trauert.“ „Weil ich nicht die ganze Zeit rumheule oder ins Leere starre? Jeder trauert eben auf seine eigene Art! Ich hab mir geschworen seit dem Tod meiner kleinen Schwester nicht mehr traurig zu sein.“ „Was ist denn mit ihr passiert?“ „Sie hatte eine schlimme Krankheit und ist vor zwei Jahren mit elf gestorben.“ „Oh das tut mir leid, mein Beileid.“ „Darf ich dich mal umarmen?“ „Klar komm her.“ Sie stand auf und umarmte ihn fest. „Bist du jetzt mein Papa?“ „Wenn du das willst?“ „Ja Papa, das will ich.“
Nach einer trüben regnerischen Woche ballert mir jetzt volle Kanne die Sonne in die Fresse und macht es langsam schwer zu erkennen, was auf meinen drei Bildschirmen vor sich geht. Könnt‘ auch die Gardine vorziehen, aber ich hab Moby versprochen, dass es sich mal schön in Ruhe sonnen darf.
Wie ihr ja alle seht ist der Blog nagelneu und dementsprechend leer. Die Menüpunkte „Bücher“ und „Kreationen“ sind völlig verwaist und es weiß noch niemand um was es so richtig geht. Das kommt noch keine Sorge, ich schreibe nebenbei schon die Skripte für die Seiten, fluche dass ich die Seite nicht doch selber aufgesetzt hab, weil mir mein Editor für HTML und CSS fehlt, und guck was ich in den Tiefen meiner Festplatte und Google Drive an spannenden Sachen finde.
Eins muss dazu auch gesagt sein, ich bin zwar jetzt mittlerweile ziemlich erfahren im Schreiben und brauche mit meiner „7-Finger- FPS-Stellung“ nicht mehr auf die Tasten gucken, während ich tippe, aber so richtig schnell bin ich leider auch nicht und für eine A4 Seite brauche ich 40-60 Minute … für eine verdammte Seite, da dauert das schon mal ein bisschen. Also habt noch ein bisschen Geduld, es wird aber gut (hoffentlich).
Games
Ich weiß noch nicht so richtig was ich heute mache, letzte Woche hab ich mir Far Cry 6 gekauft (Gold Edition fürn Hunnie) und ich habe auch schon rund neun Stunden gespielt, aber das ist für mich kein Spiel, dass ich unter der Woche einfach mal kurz spiele. Far Cry ist für mich immer Stealth, also MGS-Lite. Ich liebe Stealth Games (zu Deutsch „Schleich-Spiele“) und eigentlich muss ich dringend mal die MGS Games zocken, die für den PC verfügbar sind. Bis auf Far Cry 1 und 2 hab ich alle großen Far Cry Games gespielt und hatte mit allen ziemlich viel Spaß, am meisten in Erinnerung geblieben ist Nummer 3 von 2013 mit einem der besten Bösewichte der Spielegeschichte mit kriminell wenig Screen-Time. Und nicht zu vergessen die epische Schaufel aus Far Cry 5 (Link), bei der ein einzelner gezielter Wurf fast jeden Feind mit einem Treffer von den Socken gehauen hat … man konnte übrigens bis zu sechs Schaufeln auf einmal tragen … der Rest vom Game war aber auch gut und ich fands angenehm, dass man tatsächlich erkunden musste und nicht in Geld ertrunken ist. Anyaway, Teil 6 spielt auf einem fiktionalen Inselstaat namens Yara in den Tropen, der von der Außenwelt abgeschnitten ist, einen brutalen Diktator hat und wie Kuba aussieht. Dementsprechend beschissen sind die Starterwaffen im Spiel – ein mieses FAL (Link), die obligatorische Colt M1911 (Link) und ein erstaunlich hervorragendes M14, das ich schallgedämpft als bevorzugte Waffe auf kurze und mittlere Distanz verwende. Die Figuren sind durchaus abgedreht, bisher machts echt Spaß, auch wenn ich noch nicht sehr weit über das Starter-Gebiet hinausgekommen bin und fürchterlich unterlevelt bin … verzweifelt nach einem RPG suche … und nur aufs Fressbrett bekomme … und Panzer … AHHH, halp. Zum Glück gibt es tierische Begleiter, die einen auch wiederbeleben, wenn man mal wieder von irgendeiner Klippe gefallen ist. Mein Liebling ist Guapo, ein zahmer Alligator im T-Shirt, den ich allerdings selten mitnehme, weil er nicht zu meinem Playstyle passt. Leider merkt man nur das Alter der Dunia-Engine an, das Spiel sieht ganz ok aus, aber nicht Next Gen Level und die Welt ist spärlich belebt, was in Dörfern und Städten echt blöd ist und mich ständig aus der Immersion reißt. Und fuck, ich vermisse Perks! Outfits sind doof.
Hier ein kleiner Gameplay Trailer:
Far Cry 6
Und dann ist da mein anderer Liebling, Enderal – Die Trümmer der Ordnung, starten wir doch mal gleich mit dem Trailer, einmal fürs Hauptspiel und dann für die Erweiterung Forgotten Stories.
Enderal
Enderal – Forgotten Stories
Enderal ist eine Mod, genauer gesagt eine TotalConversion für das mittlerweile 10 Jahre alte Skyrim. Auch wenn findige Leute es geschafft haben das Spiel für die Skyrim Special Edition zu portieren, die nach all den Patches wunderbar butterweich und mir nach rund 25 Stunden Spiel noch keinen einzigen Absturz beschert hat. Und Enderal ist verflucht nochmal das beste Rollenspiel das ich in meinem Leben gespielt habe! Eine epische Main-Story, richtig gute side Quests, eine fantastische Welt die zum Erkunden einlädt und für Leute, die in Spielen jeden Stein umdrehen, eine fantastische Reise von 100 bis 130 Stunden Spielzeit. Natürlich auch noch professionell voll vertont und völlig KOSTENLOS!
Und ich Depp hab doch glatt vergessen den Jungs und Mädels hinter Enderal – also das Studio SureAi (Link) einen kleinen Obolus für ihre Mühen zu geben. Zumal ich schon seit Jahren dem ersten richtigen kommerziellen Game dieser Bande entgegenfiebere. Ich glaube das muss ich irgendwann mal nachholen.
Oh, und dann habe ich noch den wirklich fantastischen Soundtrack. Kleine Kostprobe gefällig? Das Lied hab ich als Weckton, falls es wirklich dringend ist ..
So, Tee ist alle und ich muss weiter rumstöbern und mir ausdenken, was ich als nächstes Schreibe.
Es gibt ja mein Buch-Universum rund um „Das Osiris Genom“. Und dann gibt es eben noch eine Abwandlung dieser Welt, wo ein paar Sachen eben deutlich anders verlaufen sind und nicht diese bedrückende dystopische Weltuntergangsstimmung herrscht. Hier leben die Protagonisten Kaz, Liz und Akira alternative Geschichten und einigermaßen in Frieden.
Waldgeflüster ist eine überarbeitete Fassung einer meiner allerersten Kurzgeschichten „Ausgesperrt“, die ich irgendwann 2018 angefangen habe und die damals den Grundstein für viele zukünftige Geschichten gelegt und Kaz und Liz als Figuren etabliert hat.
Dieses Mal ist das Geschehen nur ein bisschen ins Action-Horror Subgenre verlegt und spielt an einem Ort, der im ersten Akt in der zweiten Fassung von „Das Osiris Genom“ eine große Rolle gespielt hat – Hal’s Fabrik.
Das Böse hingegen ist eine „Figur“ aus einem anderen Buchprojekt das momentan nur einen schrecklich langweiligen Arbeitstitel hat oder gelegentlich einen Cameo in Form von „Die Legende der schwarzen Geister – Band 1-3“ in anderen Werken hat. Es handelt sich hierbei um eine Matriarchin der Gesichtslosen. Hier eine Skizze einer früheren Version … Oh for fucks sake … ich hatte das Zeug doch auf DeviantArt hochgeladen, wo zum Henker isses denn jetzt hin? Grmbl … alles muss man selber machen …
Matriarchin – Larve und voll ausgewachsen
Das Exemplar in der Geschichte ist kleiner als im Bild, aber ich hatte noch keine Zeit (oder Lust) eine neuere Version zu zeichnen, die einen eher spinnenförmerigen Leib hat und „nur“ noch so groß wie ein Elefant ist.
Länge: 12 Seiten
Waldgeflüster
Liz joggte durch den Wald. Ihr Atem ging gleichmäßig und ihr brauner Pferdeschwanz wippte bei jedem Schritt hin und her. Sie war total konzentriert und wich geschickt jedem Stein und jeder Baumwurzel aus. Es war Samstag und sie hatte ihre kleine Ente mit Campingsachen vollgestopft und war ins Grüne gedüst. Hier in der Nähe war ein kleines Kaff wo überraschend viele junge Leute wohnten und jemand hatte ihr das Nest, was seltsamerweise Waldfroh hieß, für einen kleinen Ausflug empfohlen. Vor einer Stunde hatte sie am Rande eines dichten Waldes geparkt und eine Runde losgejoggt um die Beine auszuschütteln, sie war ziemlich lange gefahren und noch im Morgengrauen losgefahren, sie wohnte eigentlich in Potsdam in der Nähe von Berlin. Jetzt war es etwa halb zwölf und schön warm. Dann ging alles schief, sie spürte einen stechenden Schmerz am rechten Bein, verriss völlig und blieb an einer Baumwurzel hängen. Sie knallte hin, geradewegs in eine Schotterfläche und schürfte sich alles auf. Es tat so weh und ihr kamen die Tränen. Sie rollte sich auf die Seiten und formte ihren Körper zu einer Kugel. Schluchzend lag sie da und Bäche von Tränen strömten ihr über das Gesicht. Sie hörte entfernte Schritte die rasch näherkamen und dann neben ihr stoppten. Jemand kniete sich neben sie hin und berührte sie am Arm. „Oh, nein. Das tut mir so leid, hab ich Sie getroffen? Oh, nein, ich hab Sie gar nicht gesehen. Das tut mir so unendlich leid, haben Sie sich etwas getan?“ Sie wischte sich die Tränen weg und blinzelte der Gestalt entgegen, die da neben ihr hockte. Ein Mann in Tarnkleidung, mit einem geschminkten Gesicht, in der einen Hand hielt er ein mattschwarzes Gewehr mit einem Schalldämpfer und Zweibein. Ihr wurde flau. War das hier Militärgelände? Sie hatte die überwucherten Warnschilder gesehen und auch diesen Maschendrahtzaun, aber sie hatte sich bei dem leeren Pförtnerhäuschen und dem vermodertem Schlagbaum gedacht, dass das hier schon lange nicht mehr benutzt wurde. „T .. tut mir leid, ich wusste nicht dass das hier militärisches Sperrgelände ist. Kriege ich jetzt Ärger?“ Der Typ hob eine Braue. „Ach Quatsch, das ist schon seit Ewigkeiten kein Sperrgebiet mehr, aber ich war einfach zu faul die Schilder abzuhängen. Und ein paar Gesellen schreckt es ja auch ab. Aber Privatgelände ist es schon, meine Liebe. Bist du verletzt, du blutest ein bisschen. Kannst du laufen?“ Sie rappelte sich auf und versuchte aufzustehen. Sie fühlte sich mies, aber es war noch alles dran und sie glaubte nicht, dass etwas verstaucht war. „Nein ich glaube es geht. Das tut mir leid, ich wusste nicht dass das hier privat ist.“ „Bis auf die Leute unten im Dorf weiß das auch so gut wie keiner, das ist schon ok. Aber es tut mir so leid, dass es dich erwischt hat. Darf ich dich wenigstens auf einen Kaffee oder einen Tee und ein Stück Torte einladen? Und jemand sollte deine Schürfwunden verarzten.“ Sie starrte den komischen Typen an. „Wer bist du eigentlich?“ Wahrscheinlich ein gefährlicher Spinner, der sie nach dem angeblichen Kuchen vergewaltigen und im Wald verscharren würde. „Uh, ich heiße Sebastian Katsuro Solomon, du darfst mich aber Kaz nennen.“ Bei dem Namen klingelte etwas. „Solomon? Gibt es nicht diesen Baukonzern Solomon Industries in Berlin?“ „Stimmt, den leitet mein Vater. Nein ich habe hier in den Wäldern nur mein bescheidenes Heim und finanziere mir mein Leben mit dem Schreiben von Büchern. Ich hab hier eine WG mit ein paar Freunden. Komm doch mit.“ Sie starrte ihn eine Weile an. Eine Bande von Spinnern die im Wald lebte, das konnte ja was werden. Aber warum nicht, wenn diesem komischen Vogel dieses Gelände hier gehörte musste sie ihn ohnehin um Erlaubnis fragen, wenn sie hier wildcampen wollte. „Ok, geh voraus, ich folge dir.“ Mit einem sehr mulmigen Gefühl folgte sie dem Typen mit dem Gewehr durch den Wald. Sie liefen bestimmt anderthalb Stunden bis sich der Wald lichtete und sie etwas sah. Sie riss die Augen auf. Das war ja eine richtige alte Fabrik mit Backsteingebäuden mitten im Wald. Eine große vielgeschossige Halle ragte in die Höhe, daneben gab es flachere Gebäude und ein paar kleinere Hallen. Der Platz zwischen den Gebäuden war gepflastert. Sie entdeckte zwei Bewohner sofort. Dort hinten war ein Liegestuhl aufgebaut auf dem sich eine Frau in der prallen Mittagssonne sonnte. Daneben schlummerte eine riesenhafte pechschwarze Echse. Kaz stieß einen schrillen Pfiff aus und die Frau erhob sich und schob sich die Sonnenbrille hoch. Eine verdammt gut aussehende Frau vom Typ Supermodel mit einem perfekten makellosen Körper winkte ihnen im Bikini zu. Liz fand dass sie selbst nicht schlecht aussah, aber gegen die Frau hatte sie nicht den Hauch einer Chance. Dort hinten öffnete sich ein Fenster und ein älterer bärtiger Mann winkte ihnen zu. Zudem lugte ein reichlich übergewichtiger Mann aus einer offenen Garagentür. Was war das für ein Ort? „Der alte Mann ist unser Mentor Wolf, die Frau im Bikini ist unsere russische Schönheit Tamara, der Mann in der Werkstatt ist Xen und der Waran heißt Karl. Das ist die WG. Ich zieh mich mal um, Tammy wird dir alles zeigen.“ Und damit ließ er sie einfach stehen und verschwand in der Werkstatt. Sie näherte sich der Russin und dem Waran, der sie neugierig musterte. „Ich muss schon sagen so knackiges junges Gemüse lacht sich Kaz selten an. Wie hat er dich rumbekommen? Er ist wahnsinnig gut im flirrten.“ Die Frau mit den langen falschen Wimpern zwinkerte ihr aufmunternd zu. „Ich war joggen und er hat auf mich geschossen!“ Tamara betrachtete sie einen Moment eingehend. „Wahrscheinlich sein getuntes Airsoftgewehr mit einer Kugel aus Aluminium. Das tut teuflisch weh, wenn man die ohne Schutzkleidung abbekommt. Sei froh dass es keine echte Kugel war. Ab und zu jagt Kaz auf diesem Gelände, hier gibt’s viel Wild. Das wäre um einiges schmerzhafter gewesen. Aber ich glaube den Bluterguss wirst du überleben. Soll ich dich ein bisschen verarzten? Bei besonders hübschen Frauen mache ich das sogar gratis.“ Wieder zwinkerte sie ihr zu, war die Russin lesbisch? Man ließ sie kurz stehen und dann kam die Frau mit einem großen Verbandskoffer und einer Flasche Desinfektionsmittel zurück. Sehr fachmännisch wurden ihre Schürfwunden verarztet und verbunden. Bevor Tamara wieder verschwand, kniff sie Liz in den Po. Dieser unheimliche Waran, der eine Art Geschirr trug war plötzlich neben ihr. „Darf ich vorstellen mein Name ist Karl und wie heißt du?“ Sie sprang vor Schreck zur Seite und schrie laut auf. Der dicke Mann lugte wieder wortlos aus der Garage und starrte sie unverhohlen an. „Hey Karl erschreck die junge Dame doch nicht!“ Panisch und mit klopfenden Herzen starrte sie auf den großen schwarzen Waran, der sie neugierig musterte. Dann schien er mit den Schultern zu zucken und trottete davon. Tamara hatte sich in der Zwischenzeit einen Hauch von Nichts angezogen und band sich die Haare zu einem Pferdeschwanz hoch. „Karl tut dir schon nichts, der ist harmlos. Mach dir mal lieber Sorgen um Kaz, nachdem ihn seine Ex Sitzen gelassen hat, ist er nicht mehr wirklich er selbst, das war erst vor ein paar Wochen. Wahrscheinlich hat er gerade in dem Moment auf ein Bild von ihr geschossen, als du ihm in die Schussbahn gelaufen bist. Einfach Pech.“ Liz wunderte sich darüber, dass die Russin keinerlei Akzent hatte, aber sie sah definitiv russisch aus. „Soll ich dich herumführen oder soll ich dir einen Kaffee kochen.“ „Ein Kaffee wäre toll.“ „Na dann komm mit.“ Sie folgte Tamara über den Platz auf ein dreigeschossiges Backsteingebäude zu und darum herum, hier erstreckte sich ein nicht gerade kleiner Nutzgarten und hier war auch eine große Rasenfläche mit einem schön gestalteten Sitzplatz etwas im Schatten. Ihr fiel der hohe verstärkte Maschendrahtzaun mit einer Stacheldrahtkrone auf, der rings um die Fabrik ging. Tamara verwies auf einen der bequem aussehenden Sessel und verschwand dann mit beachtlichem Hüftschwung im Haus. Da saß sie nun, mit schmerzenden Gliedern in einem liebevoll angelegten Garten, in einem sehr komfortabel ausgepolsterten Sessel und wartete bei Vogelgezwitscher auf einen Kaffee, der ihr von einem Supermodel serviert werden würde. Sie genoss den Moment so gut es eben ging und etwa fünf Minuten später kam Tamara wieder aus dem Haus, das schwere Tablett locker mit einer Hand balancierend. „Ich wusste nicht wie du den Kaffee haben wolltest, also habe ich einen Milchkaffee mit viel geschäumter Milch gemacht, für mich auch. Hier ist Zucker und das sind ein paar selbstgemachte Kekse von Wolf, den lernst du heute bestimmt auch noch kennen.“ Interessiert nahm sie sich einen mit Zuckerglasur verzierten Keks und biss hinein, der war gut. Tamara musterte sie neugierig, den heißen Kaffeebecher in den Händen. „Was machst du eigentlich beruflich, wenn ich fragen darf?“ „Ähm, ich hab mich vor kurzem beruflich neuorientiert und mache jetzt ein Studium zur Archäologie.“ Die Russin hob die Brauen. „Interessante Wahl, hätte ich bei dir jetzt nicht vermutet.“ „So, was hättest du denn vermutet?“ „Schwer zu sagen, ich kenn dich ja erst seit ein paar Minuten. Ich hätte auf was Medizinisches getippt, Zahntechnik oder so. Oder Krankenpflegerin.“ „Naja fast, bis vor ein paar Monaten habe ich als Physiotherapeutin gearbeitet.“ „Oho! Was verlangst du für eine Massage, mein Rücken ist von der Gartenarbeit oft fürchterlich verspannt und Xen will mich nicht massieren, er will nichts kaputt machen.“ Sie machte eine abfällige Geste und schob sich einen Keks zwischen die strahlend weißen Zähne. „Weiß nicht, darüber habe ich mir nicht so viele Gedanken gemacht. Ich will nur weg aus meinem alten Leben, ich hatte einen miesen Chef und mein Ex war ein ziemliches Arschloch und hat mich übel behandelt. Ich musste während des Breakups echt um mein Leben bangen.“ „Ach so einer, naja ich kenn sowas nicht, Xen ist mein erster und in meinem alten Job habe ich nie irgendjemand nettes kennengelernt, die waren immer so affektiert und oberflächig, richtig schlimm.“ „Was hast du denn beruflich gemacht?“ Eigentlich konnte sie sich die Antwort denken. „Das was sich jedes Mädchen mit dem richtigen Körper wünscht: Modeln. Ich wurde noch in meiner Schulzeit entdeckt und habe einen Vertrag mit einem ziemlich großen Label bekommen. Die Krux war, dass mein Abi damit halt irgendwie Hopps gegangen ist und eigentlich wollte ich studieren, wenn das mit dem Modeln nichts wird, schauspielern kann ich nicht so gut. Naja ein super bezahlter Job, wenn auch extrem stressig und du hast null Freizeit und bist nur unterwegs.“ „Und warum hast du aufgehört?“ „Naja man wird ja nicht jünger und mit dem Alter schwinden die Jobangebote. Ich bin sogar noch ziemlich früh raus. Weißt du, ich hab mich schon früh fürs coden interessiert und hab als Teenager Programmier-Tutorials auf YouTube hochgeladen und mit den Einnahmen zum Beispiel mein Makeup finanziert. Aber ich habe mir immer gewünscht, der nicht so objektiv auf mein Äußeres abgeht sondern dem auch wichtig ist, was ich zu sagen hab. Meine erste Anschaffung war ein schneller kompakter Laptop mit einem großen Akku, mit dem hab ich dann immer auf meinen Reisen programmiert. Und naja so hab ich meinen ersten besten Freund kennengelernt. Am un-romantischstem Platz der Welt: auf Stackoverflow unter den ganzen IT Nerds. Ich hatte für mein Profilbild eins meiner Modelbilder genommen, ich meine Nerds in einem Tech-Forum nehmen dir eh nicht ab wenn du behauptest du wärst ein Supermodel. Und dieser Hund hat so mein Social Media gefunden, Instagram und so, was junge gutaussehende Frauen halt so machen, und mich angesprochen. Aber ich finde ihn nicht so attraktiv, er sieht ja aus wie aus einem Aftershave Werbespot, dann lieber ein großer dicker Teddybär wie Xen mit dem auch mal knuddeln kann und der nicht nur aus Haut und Sehnen und Muskeln besteht.“ Sie lachte und griff nach einem Lederbeutel, den Liz gar nicht bemerkt hatte. Zu Liz kompletter Fassungslosigkeit stopfte sich die Russin eine Pfeife. Sie bemerkte sie. „Was? Finde ich bequemer als Kippen, bei denen du dir die Finger verbrennst, und der Pfeifentabak stinkt nicht so sehr finde ich. Und das ist meine, Wolf hat seine eigene. Äh, ich hoffe es stört dich hoffentlich nicht wenn ich rauche?“ Liz schüttelte den Kopf und trank noch einen Schluck Kaffee. „Wie landet ein Supermodel ausgerechnet hier im Nirgendwo?“ Die Russin paffte ein paarmal und wirkte nachdenklich. „Weiß ich nicht so genau. Irgendwann mal habe ich Kaz hier besucht und mich sofort in diesen Ort verliebt. Hier hat man das Gefühl dass Zeit gar keine so große Rolle spielt und keiner gibt irgendwas aus Social Media und den ganzen Dreck. Wie zum Verlieben. Und so hab ich Xen, Kaz übergewichtigen besten Freund kennengelernt und wie soll man es sagen, ich hab mich irgendwie sofort in ihn verliebt. Wir haben nächtelang geredet und ein paar Monate später habe ich meine Zelte abgerissen und bin hier eingezogen und ich hab es in all den Jahren seitdem nicht ein einziges Mal bereut. Ich glaube in einer Stadt würde das nicht so gut funktionieren, außerdem würde mir niemand glauben, wenn ich sage dass ich einen fetten nicht wirklich gut aussehenden Freund habe. Wenn ich mit Kaz in der Stadt einkaufen gehe hält man uns jedes Mal für ein paar. Ich glaube deswegen war seine Ex auch immer eifersüchtig auf mich. Gut dass die weg ist, was eine oberflächliche Schlampe! Oh hey Wolf.“ Liz drehte sich um und sah einen Mann, der wie der verrückte Professor aus einem Comic aussah. Fast weiße zerzauste Haare und Bart, eine Brille die ihm von der Nase zu rutschen drohte. Dazu ein weißer Kittel über einer wasserdichten Anglerhose. Er winkte ihnen mit der einen Hand zu, mit der anderen Hand trug er einen geflochtenen Korb. Der Waran rannte dem Mann freudig züngelnd hinterher. „Das war Wolf, er verlässt selten diesen Wald und gibt nicht viel auf herkömmliche Kleiderordnungen. Aber lass dich nicht täuschen, er ist ein durchgeknallter Workaholic und die Disziplin in Person. Bevor er sich hier niedergelassen hat war er ein hoher Offizier bei den Kommando Spezialkräften, der Eliteeinheit der Bundeswehr. Jetzt ist er Hobby Chemiker, Erfinder, Gärtner und Bäcker. Ich schätze er wird im Wald nach Pilzen für seine Gebräue suchen. Das diese blöde Echse sprechen kann haben wir auch so einem Pilzgebräu zu verdanken.“ „Hey Mädels.“ Liz klappte die Kinnlade herab, als sich dieser Kaz Typ neben Tamara auf die Bank setzte. Der sah ja exakt aus wie ein junger Keanu Reeves, mit halblangen schwarzen Haaren und einem kurzen Vollbart. „Ja ich sehe es dir an, ich weiß dass ich aussehe wie John Wick. Der Fluch der Gene halt. Aber ich halte mich auch gut in Schuss hoffe ich jedenfalls. Na hab ich was verpasst?“ Tamara stupste ihn mit dem Mundstück der Pfeife in den Arm. „Du, sie war Physiotherapeutin und studiert jetzt Archäologie.“ „Huh, ganz schöner Sprung, wie kommt‘s.“ „Nun ja es war eigentlich nur ein spontaner Spaß weil ich total auf Indiana Jones, Tomb Raider und Uncharted stehe. Aber bisher macht es mir viel Freude und ich lerne eine Menge cooler und interessanter Sachen und es ist nicht so trocken wie befürchtet.“ „Ah ja, jetzt schnalle ich auch warum du hier bist. Du hast bestimmt irgendwo in einem obskuren Forum von diesem Ort gehört und das hat deinen Abenteuer Geist geweckt.“ Jetzt plötzlich unsicher musterte sie die beiden. „Uhm, naja man hat mir gesagt, dass es ein ganz schönes Erlebnis für sich ist hier im Wald zu campen, aber mehr nicht.“ Die beiden wechselten Blicke und dann war Tamara plötzlich ein ganzes Stück ernster. „Naja dieser Wald ist sehr alt und verwildert, es ranken sich gewisse Legenden um diesen Ort. Und wir wohnen hier ja schon seit ein paar Jahren. Tagsüber ist alles ruhig, aber nachts ist das etwas ganz anderes. Dieser Zaun dort am Rand des Gartens ist nicht zum Spaß da.“ Plötzlich hatte sie ein mulmiges Gefühl. Sie musste einräumen dass sie trotz ihrer Abenteuer Lust ziemlich leicht zu ängstigen war, was ihr total peinlich war. Kaz näherte sich ihr über den Tisch und flüsterte. „Glaubst du an Monster und Legenden?“ In der Ferne schrie ein fremdartiger Vogel, den sie noch nie im Leben gehört hatte. Dann auf einmal war alles ganz still, man hörte nur wie der Wind durch die Blätter ging. Sie fing an zu zittern, fasste sich aber und schüttelte energisch mit dem Kopf. „Das haben wir anfangs auch gedacht, aber mit der Zeit mussten wir unsere Meinung ändern. Etwas Altes und bösartiges lebt in diesem Wald, etwas was fast so alt ist wie der Wald selbst. Bei Tag schläft es, aber bei Nacht kommt es manchmal heraus und geht auf die Jagd. Es war die letzten Wochen nicht mehr nachts aktiv, deshalb machen wir uns große Sorgen. Ich war froh dass ich dich getroffen habe bevor es zu spät sein könnte. Bitte dreh um und fahr nach Hause, dieser Ort ist nicht sicher!“ Sie lachte unsicher. „Aber wir sind im 21. Jahrhundert, das ist doch bestimmt nur eine Gruselgeschichte um kleine Kinder zu ängstigen. Es gibt keine Monster!“ „Ja das wissen wir und das wollten wir auch glauben. Aber ich habe es gesehen. Ich war unvorsichtig und war nachts Jagen, mit Nachtsichtgerät und High-Tech Ausrüstung. Ich habe ein Reh gejagt und erst zu spät gemerkt dass ich nicht allein war. Ich bin panisch auf einen Baum geklettert als ich eine unheimliche Präsenz gespürt habe und da war es. Ein ekelhaftes Monster, eine Mischung aus einer riesenhaften Spinne und einem Krebs schlich durch den Wald auf das Reh zu. Es zerfetzte das arme Tier regelrecht und hat schrille unheimliche Laute ausgestoßen. Aber es hat mich nicht gesehen, ich glaube nicht dass ich mit meinem Jagdbogen etwas gegen diese Kreatur hätte ausrichten können. Es scheint Licht nicht zu mögen, denn im Morgengrauen verschwand es. Ich habe so etwas grauenvolles noch nie in meinem Leben gesehen. Es war ein wahrhaftiges Monster und fast hätte es mich zum Abendessen verspeist. Weißt du ich bin ein Junkie wenn es um Monster, Mythen und Legenden geht und ich habe Bibliotheken, Sammlungen und Archive auf der ganzen Welt besucht und irgendwann wurde ich schließlich fündig. Der Ort die Straße runter hat ein kleines Archiv und in den tiefsten Schichten habe ich von den Gesichtslosen gelesen. Eine Rasse von spinnenartigen Monstern. Und dieses Ding war eine junge Blutmatriarchin. Und ich habe die Befürchtung, dass uns in den nächsten Nächten etwas Schreckliches bevorsteht. Sie hat Hunger und sie ist vermutlich trächtig. Sie will ihre schrecklichen Babys füttern und Menschenfleisch kommt ihr da gerade recht. Hier in diesem Buch habe ich ein paar Skizzen gemacht“ Gebannt hatte sie diesem Schauermärchen gelauscht und starrte auf die abstoßenden furchteinflößenden Bilder. Ihr schlotterten die Knie jetzt schon. Aber das konnte doch nicht sein, es gab doch gar keine Monster, nur in der Fiktion gab es sie. Dann fasste sie einen Entschluss. „Das ist doch alles totaler Blödsinn, ich glaube nicht an Monstern und ich werde heute Campen gehen.“ „Aber nicht hier im Wald, das Risiko können wir nicht eingehen. Bitte glaube uns, bring dich nicht in Gefahr. Es wird dich riechen und Jagd auf dich machen. Und du scheinst mir so ein liebes Mädchen zu sein, du verdienst es nicht von dieser Kreatur gefressen zu werden!“ „Nein ich campe hier, sofern ich darf. Das ist ja Privatgelände.“ Kaz machte ein sehr grimmiges Gesicht. „Ich hoffe es ist Mut und keine Torheit. Ich glaube ich kann dich schlecht daran hindern hier zu campen, aber denk daran, dass dieses Monster Lichtscheu ist, also mach ein großes Feuer, aber ohne den Wald in Brand zu setzen. Auf halber Strecke ist eine Brücke über einen Bach, da am steinigen Ufer kannst du gut campieren und hast gleich eine Frischwasserquelle. Aber sag nicht wir hätten dich nicht gewarnt! Es ist gefährlich. Wir gehen zwar ein Risiko ein, aber ich lasse das Tor zur Fabrik diese Nacht offen, wenn du es dir anders überlegt hast. Aber sei dir im Klaren dass ich uns alle damit in Gefahr bringe. Und noch eine Sache, man sagt, dass Gesichtslose ihre Opfer fressen um deren Gestalt annehmen zu können. Nach dem Kaffee bringe ich dich zu deinem Wagen am Waldesrand, ich muss noch ein paar Besorgungen in der nächsten Stadt machen, im Morgengrauen bin ich wieder da. Xen hat den Wagen schon ausgerüstet. Ich habe ein paar Freunde kontaktiert, die für die nächsten Tage unten im Ort warten und Notfalls eingreifen können. Sie haben sich schon bewaffnet, auch wenn wir wahrscheinlich kaum gegen eins dieser Monster ausrichten können. Ich gebe die eine Leuchtpistole und ein paar Schuss Munition, das können wir vom Dorf aus sehen. Und dann kommen wir sofort, ganz bestimmt.“ Unsicher starrte sie die beiden an, dann warf sie einen Blick in den halb vollen Becher. Sie trank langsam und mit jedem Schluck stieg ihre Selbstsicherheit. „Der Kaffee war lecker und die Kekse auch. Könntest du mich jetzt zurückbringen?“ „Ja natürlich, aber bitte denk darüber noch einmal nach. Du bist hier nicht sicher! Bleib doch wenigstens bei uns, hier ist es sicherer als draußen.“ Sie schüttelte vehement nach draußen. Bei diesen schrägen Spinnern fühlte sie sich nicht sicher, irgendwas war hier faul, das spürte sie. Tamara zwinkerte ihr zu.
*
Sie saß auf dem Beifahrersitz des aufgemotzten Land Rover Defender und sah aus dem Fenster. Auf der Karte war schwer abzuschätzen, wie groß dieser Wald eigentlich war und es stimmte, ein Förster schien sich um diesen verwilderten Wald echt nicht zu kümmern. Sie überquerten die Brücke von der Kaz gesprochen hatte. Und dann zehn Minuten später erreichten sie den Waldrand. Kaz stieg aus um den Schlagbaum zu heben und sie fuhren hindurch. Dort ein paar Meter entfernt stand ihre gelbe Ente in der Sonne. „Danke fürs Mitnehmen, den Rest schaffe ich alleine.“ Sie stieg aus und nahm den kleinen Beutel mit der Signalpistole mit. Der schwarze Defender fuhr mit knirschenden Reifen davon. Und sie war allein. Ein paar hundert Meter entfernt den Hügel runter begann das Dorf, durch das sie vor ein paar Stunden gefahren war. Es lag so friedlich da. Waldfroh schien ihr gepasst zu haben, aber jetzt war sie einer anderen Meinung. Ihr fröstelte bei dem Gedanken im Wald zu campieren. Aber jetzt hatte sie das so gesagt und jetzt konnte sie sich doch nicht in ein Gasthaus verziehen und in einem sicheren warmen Bett schlafen. Ein bisschen Abenteuer gehörte immer dazu fand sie. Sie gab sich ihren Ruck, kramte ihre Schlüssel hervor und düste mit ihrer Ente in den Wald hinein. Vor der Brücke hielt sie an und fuhr etwas zu Seite, aber aus einer Ahnung heraus parkte sie so, dass sie notfalls schnell abhauen konnte und ließ die Schlüssel im Schloss stecken. Dann zog sie sich um. Joggingklomotten in einen Sack und ab ins Survival Outfit. Tarnklamotten und feste Schuhe. Sie steckte alles Equipment ein und schulterte den schweren Rucksack. Dann ging sie in den Wald und folgte dem Bach zu einem kleinen Strand aus Gestein wo sie ihr Lager aufschlagen sollte. Sie erinnerte sich an Kaz Worte und ging zuerst mit Beil und Machete in den Wald um Feuerholz zu sammeln, davon gab es hier jede Menge. Aus Spaß machte sie ein ganz großes Leuchtfeuer, das sie einen Meter hoch aufschichtete und ein kleineres etwas abseits zum Kochen, damit war sie Stunden beschäftigt. Zum späten Nachmittag wurde es kühl und sie entfachte das kleine Feuer. Sie würde heute unter freiem Himmel schlafen, in einem Zelt war sie leichte Beute. Oh Gott fing sie schon so an zu denken, was sollte das denn, das war doch nur eine dumme Gruselgeschichte gewesen. Vorsichtshalber legte sie die Machete neben ihre Schlafstätte und sie ließ die Stirnlampe auf. Eine zusätzliche Taschenlampe war an ihren Gürtel festgemacht und jeder Zeit abrufbereit. Sie verputzte eine recht leckere Lebensmittel Ration von NOX, dieser Edel Manufaktur, dieses Wochenende würde sie nicht darben. Dann holte sie ein Buch hervor und las im Licht der Dämmerung. Als es Dunkel wurde, fachte sie das große Feuer an und kuschelte sich geborgen ein.
*
Nass, es war so schrecklich nass und kalt und ihr war klamm. Sie schlug leise fluchend die Decke zurück und sah sich um. Es musste heftig geregnet haben, denn der Boden um sie herum war nass und glänzte im Mondlicht. Ihr rettendes Feuer war natürlich eingegangen. Plötzlich spitzte sie die Ohren. Sie hörte ein Gurgeln in der Ferne. Aber es war nicht der Bach sondern etwas anderes, wie Trinkgeräusche. Welches Tier machte denn so einen Lärm beim Trinken? Sie griff lautlos nach ihrem Rucksack nach dem Nachtsichtgerät und schnallte es sich auf. Dann erhob sie sich und nahm ihre Sachen, das war ihr echt nicht geheuer. Langsam bewegte sie sich durch die Nacht und hoffte auf keinen Zweig zu drehen. Routiniert suchte sie alles ab, das Sichtfeld ihres Nachtsichtgeräts war beschissen klein. Und dann erstarrte sie zu einer Salzsäule und ihre Augen wurden riesig groß. Fuck. Diese Spinner hatten Recht. Ein abstoßend hässliches Ding, so groß wie ein Transporter. Der Leib einer Spinne der in einen beinahe schon menschlichen Körper mit einem grotesk verformten Kopf und unzähligen Klauenbewehrten Armen. Zwei Arme waren besonders lang und endeten in Klauenfüßen, mit denen sich diese Kreatur abstützte während sie gurgelnd Wasser trank. Die Bestie war etwa fünfzig Meter von ihr entfernt und schien sie nicht zu bemerken. Dann ruckte der Kopf in ihre Richtung und acht ekelhafte schwarze Augen starrten sie an. Scheiße ich will nicht sterben! Sie drehte sich um klappte das Nachtsichtgerät hoch, damit konnte man eh nicht rennen und knipste die starke Stirnlampe an. Sie hetzte den Bach entlang durch den Wald, stolperte über eine Wurzel und fiel, nur um sich in panischer Angst wieder aufzurappeln und weiter zu rennen. Hinter sich hörte sie Holz knacken und brechen und ein vielfüßiges schweres Trappeln. Dazu ein kehliger schriller Schrei, derselbe Schrei den sie vorhin gehört hatte, als sie bei den Spinnern zum Kaffee eingeladen war. Da ihre Ente kam ins Blickfeld. Sie warf ihren Rucksack auf die Rückbank und sprang ins Cockpit, ohne anschnallen drehte sie den Zündschlüssel und trat volle Möhre aufs Gas. Die Reifen drehten durch und bekamen dann endlich Grip, die Ente machte einen Satz und sie schoss davon. Knapp hinter ihr hörte sie Bäume brechen und das Monster gelangte auf die Straße und sie sah im Rückspiegel wie es ihr regelrecht hinterher galoppierte. Mein Gott, warum fuhr sie eine schrottige alte Ente und nichts, was irgendwie Dampf unter der Motorhaube hatte? Selbst Kaz uralter Defender würde sie mühelos überholen. Aber sie konnte ausatmen, dieses Biest holte sie nicht ein. Aber verdammte Scheiße was war das denn bitte. Sowas konnte es einfach nicht geben, oder doch? Sie fuhr in relativ hohem Tempo auf die Fabrik zu und sah nach ein paar nervenaufreibenden Minuten endlich schon das, versprochen offen gelassene, Tor. Bei der Einfahrt drückte sie wie wild auf die Hupe. Vor dem Wohnhaus bremste sie mit quietschenden Reifen und warf einen ängstlichen Blick aus dem Rückspiegel. Das Monster war verschwunden und es war auf einmal ganz still. Sehr beängstigend still. Im Haus vor ihr ging oben ein schwaches Licht an und sie hörte hastige Schritte auf einer knarzenden Treppe. Mit sehr wackligen Beinen stieg sie auf und hörte das Scharren von Metall auf Metall, dann öffnete sich knarzend die Tür. Tamara in einem dünnen Nachthemd und einer Öllaterne in der Hand öffnete die Tür einen Spalt. „D … Das M … Monster. I … Ich habe es ge … gesehen!“ Tamaras Augen weiteten sich vor Schreck und sie öffnete die Tür. Liz schnappte sich ihre Sachen und verschwand im Haus, Liz verriegelte die schwere Tür hinter ihnen. „Komm mit in die Küche. Ich glaube du könntest etwas Starkes vertragen.“ Liz stellte ihren Rucksack ab und folgte der schönen und irgendwie unheimlichen Russin. „Der Strom ist ausgefallen und die Telefone funktionieren nicht mehr. Ich mache mir solche Sorgen. Ohne Strom können wir das Tor nicht schließen, das funktioniert leider nur elektrisch, das war eine dumme Idee, stelle ich jetzt fest. Verdammt, Wolf und Karl sind nicht von ihrem Spaziergang zurückgekehrt, wahrscheinlich wurden sie schon Opfer dieser Bestie. Xen schläft oben, ich wollte ihn nicht wecken, er schläft ziemlich tief. Ich glaube ich brauche einen Espresso, du auch?“ Ihr war es scheißegal was sie zu trinken bekam, aber sie nickte nur. Sie bekam diese schrecklichen Bilder nicht aus dem Kopf, das hatte so echt ausgesehen, dass konnte kein Fake gewesen sein. Ein paar Minuten später stürzte sie mit zitternden Händen den Espresso herunter und schüttelte sich, sie hatte den Zucker vergessen. „Was ist den los und warum bist du so durchnässt.“ „Kein Zelt… Feuer … Regen … nass … Monster.“ Sie zitterte und schlotterte so sehr vor Angst, dass sie keinen ganzen Satz herausbrachte. Tamara sah sie mit großen Augen an. „Verdammt wir haben keinen Kontakt zur Außenwelt und dieses Vieh schleicht da draußen herum. Aber das Haus ist stabil und das Monster kann nicht klettern, so viel wissen wir. Unsere Zimmer sind oben unterm Dach, da sind wir hoffentlich einigermaßen sicher. Komm ich bring dich hoch und gebe dir frische Sachen, du bist ja klatschnass.“ „Hab trockene Sachen … Rucksack.“ „Auch gut. Hast du eine Taschenlampe? Wir haben ein Gästezimmer in der Gaube. Ich habe so gehofft dass du umkehren und zu uns zurückkehren würdest, deshalb hab ich dir schon ein paar warme Sachen bereitgelegt und das Bett gemacht. Ich schlafe in dem Zimmer neben dir und gegenüber ist das Bad. Neben dem Bad schläft Xen. Du kannst duschen, aber sei bitte leise, Xen ist immer sehr unfreundlich wenn er um seinen kostbaren Schlaf gebracht wird. Wolf und Kaz schlafen am anderen Ende des Flurs und Karl hat einen Verschlag draußen.“ Sie nickte nur und nahm ihre Sachen mit hoch. Oben angekommen leuchtete sie die Türen ab. An der einen stand „Bad“ und gegenüber stand „Gäste“, auf die Tür ging sie zu. Es war so still, sie hörte nur leises Schnarchen. Die Einrichtung war altmodisch, ein großes bequem aussehendes Bett, ein großer unheimlicher Schrank und ein Sitzplatz. Das Fenster war groß und zweiflüglig, aber machte keinen sehr sicheren Eindruck. Sie nahm den Rucksack ab und legte den Sack mit den Leuchtraketen daneben. Dann schlüpfte sie aus den nassen klammen Sachen und deponierte sie auf dem Stuhl neben dem Fenster. Das Bett war schon regelrecht liebevoll gemacht, mit einer dicken Wolldecke über der Daunendecke und einer Blechdose, bestimmt randvoll mit Keksen gefüllt, auf dem Kopfkissen. Auf dem Nachttisch stand eine Petroleumlampe, die sie sogleich anzündete, sogleich füllte sich der Raum mit einem warmen wenn auch schwachen Lichtschein. Sie schob bei der Tür den Riegel vor und kramte bei ihrem Rucksack im untersten Fach. Sie umfasste den Griff der Beretta 92 mit untergeschnallter Taschenlampe mit beiden Händen und fühlte sich auf einmal unfassbar sicher. Als es mit ihrem Ex so schiefgegangen war, hatte sie so um ihr Leben gebangt, dass sie sich eine Pistole gekauft hatte, den Waffenschein besaß sie, und damit mittlerweile umzugehen wusste. Und sie fühlte sich sicher, wenn sie eine Waffe dabei hatte, egal wo es hinging, auch wenn das nicht legal war. Routiniert prüfte sie ob das Magazin geladen war, schob es in den Schacht und zog den Schlitten zurück. Die gesicherte Waffe schob sie sich unter das Kopfkissen, zwei Reserve-Magazine waren noch im Rucksack. Dann entriegelte sie die Tür und ging mit einem Badetuch ins Bad. Es war alt und nicht mehr auf dem neusten Stand, aber es schien noch alles zu funktionieren. Sie stellte die Lampe auf dem Klodeckel ab und prüfte die Dusche. Es war so still und sie bildete sich ein das Tippeln vieler kleiner Schritte zu hören, aber sie verscheuchte den Gedanken und ging in die Dusche, wo sie ihren Körper mit schön heißem Wasser aufwärmte. Nach ein paar Minuten schob sie den Duschvorgang zur Seite und trocknete sich ab. Mit der Lampe in der Hand ging sie zurück in ihr Zimmer. Sie zog sich ein paar recht bequeme Sachen an und setzte sich aufs Bett. Die Dose war zu ihrer Zufriedenheit voll mit diesen superleckeren Keksen mit Zuckerglasur. Sie aß ein paar und fühlte sich sogleich besser. Sie stellte die Dose zur Seite und kuschelte sich ein. Ihr fielen schon langsam die Augen zu, als sich leise Schritte näherten. Es klopfte an die Zimmertür. „Ich hoffe ich stör dich nicht, aber ich dachte mir, dass du vielleicht eine heiße Milch mit Honig vertragen könntest. Darf ich reinkommen?“ Eine heiße Milch mit Honig? Wie zuvorkommend. Und vielleicht würde ihr das in ihrer Situation tatsächlich gut tun, Mut antrinken und so. „Ja bitte.“ Tamara in einem hauchdünnen Nachthemd, trug die eigentlich jemals was Richtiges? Die Russin drückte ihr einen dampfenden Becher in die Hand und es roch gut. „Abends wenn ich wach in meinem Bett liege und mit offenem Fenster schlafe höre ich oft diese unheimlichen Laute und Geräusche im Wald. Fremdartige Vogellaute, schrilles Kreischen und manchmal ein merkwürdiges Brüllen. Dann stehe ich immer auf und mache mir unten eine heiße Schokolade oder Milch mit Honig, das hilft mir dann immer beim Einschlafen und träumen.“ Oder einfach das scheiß Fenster zumachen dachte sich Liz. Dieses blöde Fenster würde diese Nacht definitiv zu bleiben und hoffentlich stimmte es, dass diese Kreatur nur nachtaktiv war, morgen würde sie diesen unheimlichen Ort mit diesen unheimlichen Spinnern sofort verlassen und nie mehr zurückkommen! Wenn doch nur Kaz hier wäre, bei jemandem der aussah wie John Wick musste man sich einfach sicher fühlen und er schien kein schlechter Typ zu sein. Tamara ließ sie wieder alleine und sie schlürfte das heiße Getränk aus. Sie stellte den leeren Becher neben die Petroleumlampe auf den Nachttisch und stellte sicher dass Taschenlampe und Pistole noch an ihrem Platz waren. Dann drehte sie das Licht aus und legte sich hin. Das Fenster war zu, aber sie hörte dennoch die unheimlichen Laute der Nacht. Morgen nur schnell weg, dachte sie und schlief ein.
*
Ein gellender Schrei durchzuckte die Nacht und sie saß aufrecht im Bett. Es war ihr eigener Schrei gewesen. Sie war nassgeschwitzt und ihr Herz pochte wie wild. Sie hatte einen schlimmen Albtraum gehabt, gejagt von monströsen Kreaturen, die sie fangen und fressen wollte. Und immer wieder dieser Anblick, diese unheimlichen starren Augen, die sie direkt angesehen haben. Tamara stürzte mit einer heftig flackernden Kerze ins Zimmer, sie war ganz blass und warf ihr besorgte Blicke zu. „Alles in Ordnung? Das war nur ein Albtraum, ich bin jetzt bei dir, du musst dich nicht mehr fürchten!“ Liz hyperventilierte und brauchte ihre volle Konzentration um sich wieder zu beruhigen. Tamara schloss die Tür und setzte sich zu ihr aufs Bett. Liz war so verängstigt und der Wald draußen schien zu toben. Schrilles Kreischen, gurgelnde Schreie und an irres Gelächter erinnernde Laute. Panisch bemerkte sie, dass das Fenster sperrangelweit offen war, Tamara folgte ihrem Blick. „Hast du das Fenster geöffnet? Oh nein, so schlimm ist das Geschrei eigentlich nie. Ich hoffe der Zaun hält. Leider haben wir keinen Strom für die Scheinwerfer, sonst könnten wir diese Biester besser abschrecken. Und verdammt, das Tor ist offen, wir sitzen wie auf dem Präsentierteller.“ Wenig ermunternde Worte, aber Tamara machte immerhin das Fenster zu. „Ähm, nenn mich kindisch, aber kannst du diese Nacht bei mir bleiben?“ Die schöne Russin lächelte etwas verschwörerisch und nickte, dann schlang sie die Wolldecke um ihre nackten Schultern. „Das finde ich schön, dass du das so zu mir sagst. Weißt du ich mag dich, sehr sogar.“ Sie kam unkomfortabel näher und flüsterte. „Soll ich dir ein Geheimnis erzählen?“ Ohne richtig zu wissen auf was sie sich einließ nickte sie zaghaft. „Ich hab gelogen, als ich dir erzählt habe dass ich ein Model war, das hat sie mir nur erzählt als ich sie im Wald getroffen habe. Bevor ich sie verspeist habe.“ Fuck was ging denn hier ab? „Ich habe sie beobachtet und studiert und dann habe ich zugeschlagen, als sie unvorsichtig waren. Sie haben mich im Wald gefunden, mich für diese Tamara gehalten und in ihr innerstes mitgenommen, sie haben mich gepflegt und gepäppelt, gefüttert und gehegt. Und ich habe einen Plan geschmiedet. Ich und meine arme Schwester, die noch da draußen ist. Dann bist du gekommen und ich habe so Lust dich zu fressen, nur heute Nacht habe ich mich schon genährt, also opfere ich dich meiner Schwester. Zusammen …“ Genug von dieser Scheiße. Plötzlich loderte Mut in ihr auf und ertränkte ihre Angst. Sie kickte das Ding von ihrem Bett und drehte sich um, um nach der versteckten Waffe zu greifen. Plötzlich wurde ihr kurz schwindelig und kostbare Sekunden verstrichen. Dann umgriff sie die Pistole, entsicherte und wirbelte herum. Im Schein der untergeschnallten Taschenlampe beleuchtet sie ein schreckliches Etwas und schrie vor Entsetzen aus. Eine Chimäre aus Spinne und Mensch mit ekelhaften starren Augen und sich vor Aufregung hektisch bewegenden Mundwerkzeugen. Sie zögerte nicht eine Sekunde und drückte ab, drei Schüsse in schneller Folge, auf Bauch und Brust des Monsters. Das Ding zuckte unter jeder Erschütterung zusammen und bläuliches Blut spritzte in Fontänen aus der Wunde. Dann kam ihr eine Idee und sie schleuderte die Öllampe auf das Monster und es ging schrille Schreie ausstoßend in Flammen auf. Liz brüllte und warf sich mit aller Kraft gegen das Ding und drängte es zum Fenster und hinaus in die Nacht. Das brennende Monster stürzte und krachte durch das Dach eines Schuppens. Schreie und Gurgelnde Laute hallten durch die Nacht, dann war da nur noch Stille. Für einen Moment jedenfalls, dann kam aus einiger Entfernung das laute kehlige Geschrei des Spinnenmonsters, es klang aufgebracht und wütend! Scheiße man, das war den Schilderungen dieser falschen Tamara ihre Schwester und die war jetzt bestimmt auf Rache aus. Es stellte sich heraus, hier war sie nicht sicher! Hektisch zog sie sich an und packte ihr Equipment ein. Den Rucksack ließ sie hier, der würde sie nur behindern. Sie pochte auf den Beutel mit den Leuchtraketen und dachte nach. Diese große Werkhalle war ganz schön hoch, da oben war sie sicher. Da führte bestimmt eine Feuerleiter hoch, hoffte sie jedenfalls. Und hoffentlich konnte dieses Ungeheuer wirklich nicht klettern. Sie machte die Stirnlampe an und wagte sich in den Flur. Das Schnarchen war nicht mehr zu hören und dieses Ding eben hatte gesagt es hätte schon gefressen. Ängstlich öffnete die Tür von diesem Xen Typen und erstarrte. Der Typ war in seinem Bett, seine Bauchdecke war aufgerissen und die Innereien hingen heraus, aber am schlimmsten war der Gestank. Ekel erfüllte sie und sie kotzte auf den Boden. Dann hörte sie wieder dieses Trippeln vieler kleiner Schritte und sie späte hinaus in den Flur. Dutzende ekelhafte spinnenähnliche Jungtiere näherten sich ihr rasch. Panik erfüllte sie, sie musste hier weg, die würden sie bei lebendigem Leib fressen! Hastig rannte sie zur Treppe und sprintete hinab, das Trappeln und Kreischen schien von überall herzukommen und wurde lauter. Scheiße, die Tür war verriegelt und es kostete sie wertvolle Sekunden den schweren Riegel zurückzuschieben. Etwas packte ihr Bein und angstvoll versuchte sie es abzuschütteln. Ein Miniatur Spinnenmonster wurde durch die Luft gekickt und prallte draußen auf den gepflasterten Boden. Panisch zog sie den Abzug ihrer Waffe und zerfetzte das Ding mit Kugeln. In einer Lache aus blauem Blut und Schleim blieb es reglos liegen. Aus einem Gefühl heraus wechselte sie das Magazin und rannte dann los ohne sich umzusehen. Ja dahinten war eine wacklig aussehende Leiter aufs Dach der großen Halle, aber der Aufgang war noch ziemlich weit weg. Sie hörte den kehligen Schrei dieses Mal lauter und naher und legte einen Zahn zu. Verfolgt von den Minimonstern und dem drohenden großen Monster hetzte sie über den Platz und ihr Herz klopfte bis zum Anschlag. Da sie erreichte die Leiter und kletterte hoch, aus den Augenwinkeln sah sie wie das große Spinnenmonster dahinten durch das Tor galoppierte, direkt auf sie zu. Panisch und voller Angst rannte sie die Treppenstufen hoch, immer höher und höher. Unten krachte das Monster gegen die Leiter und sie wurde fast von den Füßen gerissen. Sie rappelte sich auf und rannte den restlichen Weg hoch bis aufs Dach und rannte weiter. Ein paar Meter vor der Ecke hielt sie an und drehte sich ängstlich um, die Spinnenmonster waren ihr nicht nach oben gefolgt, so weit so gut. Sie kramte nach der Leuchtpistole und ließ sie in ihrer Panik beinahe fallen, dann rekte sie ihren Arm in den Himmel und schoss. Kreischend schoss das Projektil nach oben und hinterließ einen roten Leuchtschweif. Sie feuerte bestimmte drei vier Projektile ab und dann war sie dazu verdammt angstvoll zu warten. Unten auf dem Platz saß das Spinnenmonster und sah zu ihr hoch, beinahe schon geduldig. Aber sie musste nicht lange warten. Ein paar Minuten hörte sie in der Ferne einen lauten wuchtigen Motor, ein hoffentlich schwerer Wagen näherte sich der Fabrik mit hoher Geschwindigkeit. Dann sah sie den Lichtkegel und ein wahres Monster von einem Geländewagen, groß schwarz und bullig rauschte durch das Tor und rammte das Monster volle Kanne, so sehr dass es kreischend durch die Luft flog und in eine Wand krachte. Der Wagen setzte zurück und ein Geschützturm auf dem Dach deckte das Monster mit Schüssen ein. Bewaffnete Soldaten sprangen aus dem Wagen und eröffneten das Feuer mit Sturmgewehren und einer von denen hatte einen Raketenwerfer dabei. Das Monster schrie unter Schmerzen und versuchte sich in Sicherheit zu bringen, aber am Ende lag es aus unzähligen Wunden blutendend da und hauchte sein Leben aus. Die Soldaten und der Geschützturm stellten das Feuer ein und Stille erfüllte die Nacht. Doch dann zuckte das Monster und kreischte auf. Todesmutig rannte einer der Soldaten los, kletterte auf das Monster und blies ihr mit einer mächtigen Shotgun ein dickes Loch in den Kopf, sofort erschlaffte die Kreatur und war besiegt. Liz war die erste die Aufsprang und laut jubelte. Die Soldaten sahen zu ihr hoch und stimmten in den Sieggesang ein. Sie kletterte mit wackligen Beinen die Feuerleiter hinab und rannte geradewegs auf Kaz zu. Ihr Retter, er hatte das Signal gesehen und war zu ihrer Rettung gekommen. Sie umarmte ihn überschwänglich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Du bist gekommen, du hast mich vor dem Monster gerettet.“ „Aber sicher doch, ich konnte doch nicht zulassen dass dir ein Haar gekrümmt wird.“ Er schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln und sie hatte da plötzlich so ein wohliges Gefühl im Bauch. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihrem Retter auf den Mund. Dann tat er etwas wahrlich Unerklärliches. Er trat breit grinsend einen Schritt zurück und fing an zu singen. „Happy Birthday to you, happy Birthday to you, happy Birthday dear Elisabeth, happy birthday to you.” Die anderen Soldaten stimmten in das Ständchen mit ein und kamen näher. „Ich hoffe du verzeihst uns diesen kleinen Spaß mit der Show, die wir hier extra für dich inszeniert haben.“ Sie starrte ihn völlig ungläubig an. „Das war alles nur gespielt und mit Tricks?“ „Japp alles Fake, es gibt keine Monster. Du, drüben in der Halle haben wir schon alles für die Party nachher aufgebaut und vielleicht willst du nochmal duschen und dich kurz schlafen legen.“ Unsicher nickend folgte ihm in Ungewisse. Sie zitterte immer noch am ganzen Körper. Das Monster hatte so realistisch ausgesehen, wie hatten sie das nur gemacht. Neugier überkam sie und sie betrat die riesige Halle. Beinahe geschockt blieb sie auf der Schwelle stehen, sie konnte nicht glauben was sie da sah.
So, es ist Freitag … 19:12 Uhr … Zeit ein bisschen auf meine wundervolle mechanische Logitech G710+ einzuhämmern, Tee zu schlürfen, Kekse zu fressen und die Musik auf ein Level einzupegeln, bei dem allein der Bass dafür sorgen dürfte, dass bei den Nachbarn die Bilder von der Wand fallen. Das erste Lied des frühen Abends war eins meiner ungezählten Favoriten: Feuer Frei von Rammstein. Die Musik habe ich vor ein paar Jahren noch deutlich häufiger gehört. Dass ausgerechnet der Song bei einer zufälligen Wiedergabe bei 3.734 Songs kommt ist schon interessant. Wer mal meinen merkwürdigen Musikgeschmack erleben will kann das gerne tun, aber bitte nur auf shuffle ^^
Musik
Ah Musik. Als Kind und Jugendlicher habe ich praktisch keine Musik gehört, sondern Hörspiele und Hörbücher. Sprich die drei ??? und TKKG in Endlosschleife bis die Ohren abfallen, beide Hörspielserien gibt glücklicherweise auch auf spotify und ich höre gerade die alten TKKG Folgen aus den 80ern während ich zocke und mal kein wichtiger ingame Dialog läuft. Die drei ??? kenne ich in und auswendig und dennoch höre ich sie immer wieder aufs neue gerne. Die gibts ja auch ab und zu life, da würde ich gerne mal hin, hoffentlich findet das nach Corona irgendwann mal in meiner Nähe, oder einer gut erreichbaren Örtlichkeit, statt. Dann, das weiß ich noch ganz genau, mit 14 zu meiner Konfirmation hat mir mein inzwischen leider verstorbener Patenonkel einen MP3-Player mit einem halben GB wild durchmischter Musik geschenkt. Das war dann sozusagen das Fundament für meinen stetig wachsenden Musikgeschmack … der über die Jahre echt nicht besser geworden ist … Aber das war noch zu Zeiten als man CDs gekauft hat, die älteren werden sich erinnern. Lange Jahre war die Auswahl der Bands und Künstler, die ich gehört habe, sehr eingeschränkt. Mal sehen: die Ärzte, die Toten Hosen, Linkin Park, Rammstein, Hans Zimmer und das wars eigentlich. Ja, man möge wohl meinen es gab doch noch Youtube und so. Das stimmt auch, aber wir hatten erst eine DSL Flat in unserer Wohnung als ich 15 oder 16 war und zwar bin ich regelmäßig ins Büro meines Vaters (damals Freiberufler) gefahren und hab mir lustige Videos und Let’s Plays (Uncharted 2 <3) reingezogen, natürlich nur nicht das an das ihr bestimmt gerade alle denkt, aber eben wenig oder praktisch keine Musik. Man darf aber auch nicht den Eurovision Song Contest vergessen, eine merkwürige europäische Erfindung bei der jedes Jahr 80-90% musikalischer Müll dabei ist, aber eben auch ein paar Schätze. Vom ESC habe ich sogar 5 CDs. Dann irgendwann hatten wir auch Internet zuhause und ich hatte Zugang zu Musikvideos, aber erst als Student bin ich so 2016 über Spotify gestolpert und das hat alles drastisch verändert, plätzlich hatte ich Zugang zu abertausenden Songs und Künstlern, ein Traum, auch wenn der Anfang sehr holprig war. Aber gerade die wöchentliche Playlist „Dein Mix der Woche“ ist eine wahre Fundgrube – fast jede Woche landen eine handvoll Songs davon auf meiner Playlist. Dank Spotify stolpere ich auch auf Songs und Künstler, auf die ich sonst mein Leben nicht gekommen bin, vor allem auch viele kleine internationale Künstler. Ich muss sagen ich brauche Abwechslung beim Hören, deshalb habe ich nicht nach Stimmungen oder Genres sortiert (bin halt faul), sondern habe alles völlig durcheinander in eine Playlist geschmissen. Dann auf shuffle und die merkwürdigsten und abgedrehtesten Kombinationen entstehen. Probieren wir es gleich mal aus … shuffle aktivieren und los gehts:
1. Kick Ass von Superhero (Filmmusik) 2. Super Space Invaders von Eisenfunk (Industrial) 3. Flieg von Harpyie (Metal?) 4. Far Centaurus von Nigel Stanford (Epic Music) 5. It’s All Over But The Crying von The Ink Spots (50er) 6. Too Much Too Young von The Specials (Rock?) 7. Run Devil Run von Crowder (Rock) 8. Black Out – Original Mix von E-KLIPSE (EDM) 9. Song of the North von BrunuhVille, Sharm (Celtic Epic Musik) 10. Dragonborn von Cranius (Rock)
Das kann sich keiner ausdenken, wo finde ich denn bitte einen Radio Sender der solche Musik spielt? Zumal Radio vollgemüllt ist mit langweiligen Sprachbeiträgen, Nachrichten, Werbung und dem Wetterbericht. Aber ich will doch einfach nur die Musik, also habe ich mir mein eigenes „Radioprogramm“ zusammengebastelt und höre es nonstop. Ich nutze Spotify praktisch ununterbrochen für wenigstens 3 Stunden am Tag. Dafür würde ich sogar weitaus mehr im Monat zahlen als diese popligen 10€, was die aktuell nehmen. Überlegt mal, ne CD sind 10-15€. Ich habe größtenteils einzelne Songs, würde ich meine Sammlung also physisch umwandeln, müsste ich CDs im Gesamtwert von 20.000 bis 30.000€ aufwärts zahlen, da sind die paar Mark doch ein Klacks. Aber das war’s erstmal von der Musik-Front … sagte er und legt prompt Rip & Tear von Mick Gordon auf (DOOM Soundtrack), um zu sehen ob die Nachbarn noch leben …
Work Work Work
insert Country Ball Meme … Oder auch nicht, ich bin gerade zu faul zum suchen. Ich arbeite ja in einer IT-Firma und wir machen ziemlich viel IT für Hotels und Gastro und vor ein paar Wochen oder Monaten hat eins der Hotels dichtgemacht und mein Chef hat für eine Summe x einen großen Teil der verbauten IT und anderem elektronischen Krempel des Hotels aufgekauft, wohl mit dem Gedanken im Hinterkopf, es weiter zu verkaufen. Wir haben einen schönen Konferenzraum, etwa 5 mal 7-8 Meter in der Fläche. Der ist jetzt komplett voll mit dem ganzen Geraffel und klein Lukas, hauptberuflich Azubi, hat die Aufgabe bekommen irgendeinen Sinn darin zu sehen und die Bestände zu sichten und festzuhalten, was nicht auf der Liste steht. Dann Datenblätter erstellen und das Ganze auf einer Online-Auktionsplattform an den Mann zu bringen. Ihr glaubt mir nicht, was da für komisches Zeug dabei ist. Rund 200 Zimmertelefone, zwei Europaletten mit TV-Halterungen, halbzerlegte Serverschränke, Deckenstrahler, Dia-Projektoren (cmon!), antike IT-Technik, Kistenweise alte Kabel und und und. Das hat auch die ganze Woche gedauert und bis das Zeug weg ist, wirds wahrscheinlich noch ne ganze Weile dauern. War aber ganz angenehm, weil ich dabei volle Pulle Musik und (Joe Rogan) Podcasts hören konnte, ohne jemanden zu stören. Es ist vor allem zeitaufwendig und des öfteren hab ich auf die Uhr geguckt nur um verblüfft festzustellen, dass weitere 2 Stunden wie im Fluge vergangen sind. Aber ich beschwer mich nicht, ist schon eine ganz spannende Aufgabe und Lagerhaltung ist Teil des Lehrplans, also passt es schon.
Letztes Wochenende – Elternbesuch
Ja, das muss jetzt noch hier rein, wo soll es sonst hin, ich kann ja wohl schlecht eine Zeitmaschine erfinden und den Blog letztes Wochenende schon angelegt haben.
Zum Beginn meiner Ausbildung vor zwei Jahren bin ich mit schlanken 25 Jahren ausgezogen (wurde auch langsam Zeit) und nach Potsdam gezogen, wo ich übrigens auch aufgewachsen bin. Zwischenzeitlich habe ich 7 Jahre in Erfurt gewohnt, wo ich meine Zeit mit studieren verschwendet habe (zweimal studiert, beides abgebrochen … blöd). Ab in eine schöne 3-Mann-WG in einem heruntergekommenen Plattenbau-Turm in mein kleines 14qm Zimmerchen, das vom Platz her maximal ausgenutzt ist, hier passt absolut nichts mehr rein (Messie halt …). Und seitdem ich aus dem Haus bin, kommen mich meine Eltern gelegentlich besuchen, etwa 2-3 Mal im Jahr, manchmal mehr, manchmal weniger. Natürlich mit Hotel, die Herrschaften sind zu alt um auf ner Isomatte auf Beton zu pennen, wer kann es ihnen auch verdenken. Jeder Besuch heißt außerplanmäßige Maßnahmen treffen wie duschen und aufräumen und was zum snacken besorgen.
Dieses Mal habe ich mir etwas mehr Mühe gegeben, auch weil ich schon seit vielen Wochen darauf gewartet hatte, dass meine Eltern kommen, allein um ihnen die nachträglichen Geburtstagspräsente zu überreichen – Papa hat im Juli und Mutti hat im September Geburtstag. Also was gab es denn Schönes?
1. jeweils eine Packung Lieblings-Süßigeiten 2. Ein humorvolles Buch zum älter-werden für beide 3. einen RPG Kaffee-Becher für beide (Link) 4. Noch mehr Lieblings-Süßigkeiten – karamellisierte Mandeln in Schokolade 5. Ein Legepuzzle für Mutti … leider viel zu schnell gelöst 6. Ein Glaskucken Backbuch für Mutti 7. Ein H.P. Lovecraft Manga „Die Berge des Wahnsinns – Teil 1“ für Papa
Die beiden haben sich sehr über wirklich alle Geschenke gefreut – das wiederum freut mich, ich mag es einfach Sachen zu verschenken, gerne auch an mich selbst ^^
Freitag Abend sind die beiden gekommen und wir waren bei einem tollen Italiener in Babelsberg, für mich gab es ein fantastisches Steak mit tollen Beilagen – ja ich esse beim Italiener Steak … IMMER (seit ein paar Jahren zumindest). Ich koche zwar gerne selbst (auch wenn ich es selten mache und wenn dann eher nur Linsensuppe bis zum bitteren Erbrechen), aber an Steaks habe ich mich bisher einfach noch nicht herangetraut. Ich meine viel Geld für einen dicken Klops Fleisch hinblättern und dann die Chance es zu versauen, ne danke, dann lieber jemand kompetentes für die fachgerechte Zubereitung bezahlen. Das Restaurant war leider verdammt voll und es war praktisch unmöglich sich zu unterhalten ohne zu schreien. Wenn meine Eltern besuchen kommen, nehme ich gerne mal was gutes, gerade wenn Papa zahlt. Ich weiß schon was ihr denkt, aber wenn ich ausgelernt habe und solide verdiene, lade ich die beiden auch mal ein – dauert aber noch ein paar Jahre.
Samstag haben wir uns gegen eins bei mir getroffen. Das ist die Phase, die immer schief geht und zwar wenn die lieben Eltern dein Zimmer bis ins Detail inspizieren und einfach nur rummeckern, egal wie gut du dich vorbereitest (seufz). Dann sind wir in die Stadt, geradewegs zum „Pasten-Mann“. Das ist ein Ladenstand am Nauener Tor, der … ähm … orientalische Pasten verkauft … also als Brotaufstrich und so. Ich muss gestehen, dass ich zwar schon seit zweieinhalb Jahren wieder in Potsdam wohne aber noch nicht dort war, obwohl ich ein Jahresticket für den ÖPNV habe. Shame on me. Jedenfalls satt eingekauft und ab Mittagessen beim Spanier, super lecker und ich muss wieder nicht zahlen (win-win). Dann shoppen in der Stadt. Päuschen und ich zock erstmal ne Runde Far Cry 6, Dann kommen die alten Säcke und wir schnabulieren Brot mit Pasten, dazu schönes gekühltes Bier. Und dann … meine Herrschaften … ist Kino angesagt. Wir gehen in ein tolles kleines Programmkino in Potsdam, das Angebot ist überschaubar. Mit meinem Besten war ich in den vergangenen Wochen schon in „Dune“ (trippy) und „The Father“ (Grandios!). Also logischerweise ab in den neuen James Bond – „Keine Zeit zum Sterben“, Tickets sind schon reserviert. Der 25. James Bond, ich kenn und hab sie alle. Meine Favoriten sind „Skyfall“ und „Leben und Sterben lassen“ (Ja, das meine ich ernst). Beim ersten Trailer hatte ich ein ungutes Gefühl, gerade weil in dem Trailer „Girlpower“ so dermaßen gepuscht wurde und James Bond in den Hintergrund gerückt ist. Aber … der Film hat mich dann doch echt positiv überrascht. Klar, scheiße lang, aber ziemlich gut, auch wenn ich den Bösewicht etwas flach fand. Land Rover war definitiv Sponsor des Films. Zu sehen waren 4 brandneue Land Rover Defender 2020, 2 Land Rover SUVs (Modell vergessen) und eine alte Affenschaukel in Form eines Defender 90 aus dem vorherigen Jahrhundert. Bis auf den alten Schrotthaufen, sind auch alle zu Bruch gegangen. Habe ich erwähnt das ich eine Schwäche für den Defender habe? Ich glaube auf diesem Blog noch nicht, aber das kommt noch ^^
Hier gibt es nochmal den aktuellen Trailer für alle bisher unentschlossenen:
Sonntag. Brunch bei mir, Reste vom Pasten-Mann zu einem frischen Earl Grey. Danach musste sich Mutti ein bisschen hinkuscheln und lesen und ich und Papa sind eine Runde im Park spazieren gegangen (Potsdam hat zum Glück reichlich Parks und Wälder, anders als Erfurt …). Dann zurück zum Tee (ja, ich trinke recht viel schwarzen Tee …), verabschieden, Gepäck eintüten und dann war ich wieder allein. Also zack Rechner angemacht und gedaddelt, nur um dann gegen sechs einen Film einzulegen und Reste zu essen (ja, wir haben entschieden zu viele Pasten gekauft, ich hab immer noch was davon im Kühlschrank). Das Mittel der Wahl war „The Accountant“ mit Ben Affleck. Ein ausgesprochen guter Action-Thriller mit einem Protagonisten mit Autismus. Trailer kommt sofort, eine Sache noch: die Musik im Trailer ist „Everything In Its Right Place“ von Radiohead, sehr passend und ich hatte damit eine neue Band für mich entdeckt.
Guts Nächtle
So Jungens und Mädels, der Tag war lang, ich such jetzt noch eine Kurzgeschichte raus, würdige diesen 3. Becher mit wirklich gutem (und teuren) Special Earl Grey und such mir was zum gucken, hab irgendwie wieder Lust auf diverse Filme wie die alten James Bond Filme. Mals schauen, wir sehen uns. Gute Nacht.
Das müsste die erste Quest in Enderal sein … egal. Gestern Abend frisch erstellt, habe ich heute Nacht vom Blog geträumt, und zwar nur vom Blog. Bei der merkwürdigen Scheiße die ich normalerweise träume, ein durchaus verstörender Vorgang, aber er hat mir auch ein paar Inspirationen beschert.
Die ersten Leser des Blogs werden in erster Linie Leute sein, die ich kenne und zu Familienmitgliedern und Freunden zählte … also für die, die mich noch nicht so gut kennen: ich liebe Listen … und die fliegen auch überall rum und werden nicht gelesen. Listen … und Texte … am liebsten unvollständig. Ich stöber mal ein bisschen und guck was ich finde. Und ich schreibe … beschissen viel … mein Output an fragwürdigen Ergüssen ist wahrlich bemerkenswert, 2020 waren es an die 700 A4 Seiten Text und Berge an Sprachnachrichten für meine leidgeplagten Freunde und Verwandten.
Aber nein, das eigentlich Erstaunliche ist, dass ich heute um kurz nach sechs von alleine aufgewacht bin und mich eben nicht wieder umgedreht habe um noch die Stunde (sinnbefreit dösen … schlafen tu ich eh nicht mehr) bis sieben mitzunehmen, bis mein Wecker klingelt. Normalerweise kann man vor sieben unter der Woche nicht mit mir rechnen. Aber jetzt sitze ich hier leicht fröstelnd mit kalten Händen und dick eingemummelt mit einem schön heißen Becher Earl Grey vorm Rechner und schreibe einfach ein bisschen. Ah mir ist es wieder eingefallen … Normalerweise scheue ich das frühe Aufstehen, weil ich in der Stunde oder so bis zum Aufbruch einfach nichts mit mir anzufangen weiß, aber jetzt mit dem Blog, kann ich morgens einfach ein paar Zeilen in die Tastatur hämmern. Ja so machen wir’s.
Jedenfalls ähnlich wie mit meiner allseits „beliebten“ (schluchz) Spotify-Playlist mit rund 3.800 Songs wühle ich mit diesem Blog einfach querbeet durch alle Themen und Genres. Ob es euch gefällt oder nicht … seien wir mal ehrlich für die ersten Wochen werde ich der einzige Leser sein, schätze ich.
Podcast: ich habe gesehen dass man hier auch Audio-Dateien hochladen kann. Hörer meiner frustrierend langen Sprachnachrichten (unter zehn Minuten nehme ich selten was auf) haben mir immer wieder gesagt, dass ich eine tolle Stimme habe (ich finde sie grauenvoll) und doch mal einen Podcast machen sollte. Vielleicht mache ich das auch mal, wenn ich herausgefunden habe über was ich reden kann, ohne dass ich die Welt zu Tode langweile. Mein Mic ist ganz passabel, aber vielleicht hol ich mir ein professionelles Aufnahmemikrofon, wenn sich das tatsächlich jemand anhören sollte.
So, erster Becher ist alle, bevor ich mir nachschenke springe ich kurz unter die Dusche, wie ich kürzlich vernahm ist ein gepflegtes Äußeres durchaus wichtig. Und dann auf zur Arbeit, hin und zurück jeweils eine Stunde Bus fahren … yay.
Puh, irgendwie hatte ich mir das einfacher vorgestellt. Ich dachte man klickt sich das einfach schnell zusammen. Ok, ich war eigentlich auch schweinefaul weil ich als anstudierter Medieninformatiker auch locker eine Webseite selber hätte bauen können, so richtig mit PHP-Template, durchdachtem HTML-Gerüst und schnicken CSS auf einem soliden Linux LAMP Server Unterbau … aber darauf hatte ich keine Lust, Programmieren hat mir nämlich noch nie so recht Spaß gemacht. Eigentlich wollte ich schon viel früher loslegen, aber ich hab das mit dem Blog schon immer auf die lange Bank geschoben. Eigentlich bin ich ein sehr gesprächiger Typ, aber leider Gottes ein schrecklich schüchterner und stiller Introvert mit einem Resting-Bitch-Face-Syndrom, heißt entweder ich verschrecke die meisten potentiellen Gesprächspartner oder werde von ihnen erst gar nicht wahrgenommen. So bleiben mir nur die Handvoll Leute die ich kenne und natürlich meine Eltern. Nur ist mein „intellektueller“ Output wesentlich größer als deren Aufnahmekapazitat, sodass die meisten meiner verschriftlichen Ideen eher auf meiner Festplatte verschimmeln, als dass sie jemals gelesen werden … bis jetzt. Oder (noch?) nicht, zumindest anfangs nicht, wenn mein Blog Leser im niedrigen einstelligen Bereich hat.
Ich schreibe … ähm … Zeug, seitdem ich schreiben gelernt habe. Anfangs wirklich grauenvoll schlechten Müll, den ich euch nicht zumuten werde oder gerade um den Unterschied in der über die Jahre entwickelte „Qualität“ meines Outputs zu erkennen. Ohne zu prahlen, aber die wenigen Leser meiner aktuellen Sachen haben gesagt, dass ich durchaus Talent habe … gut, kann auch gelogen sein, kann aber auch die Wahrheit sein, wir werden es herausfinden sobald ich herausgefunden habe wie ich etwas auf diesem Blog posten kann – denn so wirklich einleuchtend ist das nicht … oder ich bin einfach zu doof (das erscheint mir die logischer Variante ^^) Jedenfalls habe ich in den letzten Jahren das Schreiben zu meinem größten Hobby gemacht und im Sommer 2019 mein erstes Buch angefangen … Ok, ich habs nach sechzig Seiten wieder in die Schublade gelegt und weiter Civilisation V gespielt. Ein halbes Jahr später kam dann der zweite Buchversuch, mit einem schlanke 320 A4-Seiten dicken Schinken in der zweiten Fassung. Mittlerweile bin ich dort seit einem Monat in der vierten Fassung mit … Sekunde ich guck mal nach … ähm ja 263 Seiten, von denen ich im Verlauf der Überarbeitung wahrscheinlich gut die Hälfte wegschmeißen werde … seufz. Die Details dazu erzähle ich ein andermal. … aber die Kurzgeschichten sind gut … sagt man mir zumindest. Das sind die Momente wo ich witzige oder skurille Ideen ausprobiere und einfach mal die Sau rauslasse, wenn mir das überarbeiten des Buches zu sehr auf den Sack geht. Der „Humor“ ist wahrscheinlich nicht jedermanns Sache, aber das ist auch nicht mein Anspruch, ich schreibe was mir Spaß macht.
Der Rest … Puh, es gibt so viel zu erzählen, aber ein Blick auf den 4€ Wecker zeigt, dass es neun Uhr durch ist und ich morgen um sechs aufstehe (Hört nicht auf mich, ich snooze jeden Tag unter der Woche bis kurz nach sieben um dann ohne Frühstück gehetzt zum Bus zu sprinten). Und wem es bis hier hin noch nicht aufgefallen ist, ich finde oft kein Ende und rede oder schreibe …. und rede und schreibe … bis ich meine Lese- oder Gesprächspartner vertreibe, in der Regel unbeabsichtigt.
Feddisch. Erster Eintrag ist getan, hoffentlich speichert der das auch … klick.
Ich sag das mal nicht zu laut, aber in meinen Geschichten verarbeite ich (gelegentlich humorvoll eigene Erlebnisse und baue Sachen ein, über die ich bei meinem analogen und digitalen Weg durchs Leben stolpere. Zum Zeitpunkt des Schreibens hatte ich eine Phase des leidigen Online-Datens mit genau 0,0 Dates durch (im Ernst ich wurde nur geghosted und verarscht). Als „gutaussehender“ Kerl hatte ich dann fürs erste genug von der Damenwelt und habe es mir in der Manosphere bequem gemacht und in Geschichtenform abgelästert.
Der Rahmen der Geschichte war eine Challenge, die mir ein Freund gestellt hat. Die genauen Parameter müsste ich bei Gelegenheit nochmal raussuchen, es waren glaube ich eine alte Frau als Protagonistin, sie findet etwas lange verlorenes und das Ganze soll nicht länger als sechs A4 Seiten sein. Gesagt getan, habe ich die erste Fassung in einem Guss ohne Pause geschrieben, und in der zweiten Fassung eigentlich nur noch die Rechtschreibfehler ausgebessert.
Agatha und das verlorene Glück
Agatha fluchte leise vor sich hin. Sie war über ihren Kater Luzifer gestolpert. Schwarz wie die Nacht, doof wie ein Sack Ziegelsteine und unfassbar süß. Jetzt fauchte er sie beleidigt an und sie rappelte sich auf. Dabei wollte sie doch nur nachts kurz mal ein Glas Wasser trinken, nicht einmal das blieb ihr erspart. Sie verscheuchte den Kater ungeduldig und marschierte in die Küche. Auf einer dieser Meme Seiten hatte sie eine interessante Erfindung entdeckt, mit der sie bestimmt nicht über Luzifer gestolpert wäre: Schlappen mit eingebauten Scheinwerfern in der Schuhspitze, bestimmt praktisch. Aber andererseits hätte sie auch einfach das Licht anschalten können. Sie rieb sich das schmerzende Knie und fluchte über dieses unselige Viech. Das jetzt auch noch die Frechheit besaß aufgeregt um ihre Beine herumzutänzeln. „Hau ab, ich füttere dich heute nicht mehr und nachdem du gestern die Schüssel mit der Sahne aufgeschleckt hast, darfst du gerne mal abspecken, du dummes Vieh!“ Lucifer verstand natürlich kein Wort und rannte schon mal vor und kratzte wie nicht gescheit an der Küchentür, die sie bewusst zugemacht hatte. Heute, ja es war schon fast vier, war ein großer Tag. Damenbesuch für ihren Enkel Ryan, der bestimmt noch tief und fest schlief, wie sie ihn kannte. Er war auf dieser affigen Plattform unterwegs, Tinder oder so ähnlich. Wo arrogante Zicken herzensgute Männer abfällig versauern ließen, weil die dann eben doch nicht so reich waren wie erhofft. Aus Interesse war sie nach dem Tod ihres Mannes und den Problemen ihres Sohnes mit den Weibern über das seltsame Land der Menosphere gestolpert. Lauter Männer alter Altersklassen, die keinen Bock mehr auf Frauen hatten. Zu Recht, als ehemalige Feministin (sie hatte das nie so richtig ernst genommen und den männlichsten Mann in hundert Kilometern Umkreis geheiratet und ein glückliches Hausfrauenleben gelebt) hatte sie in den späteren Tagen ihres Lebens großes Interesse an der Gegenseite gehabt. Und die jungen Frauen von heute waren das allerletzte, arrogant und hochnäsig und hielten sich für unfehlbare Göttinnen. Sie liebte es undercover auf diesen Webseiten und Datingapps unterwegs zu sein und ihr Unwesen zu treiben. Halt sie wollte etwas trinken und sich nicht in ihrem Leben verzetteln. Besuch war zu neun angekündigt und es war Sonntag, hoffentlich hatte sie alles passend eingekauft. Ah so ein Glas eiskaltes Wasser tat einfach nur gut. Lucifer saß neben seinem Napf und warf ihr vorwurfsvolle Blicke zu. Sie betrachtete den selbstgebauten Fütterungsautomaten neben dem Kater und schmunzelte, sie hasste Nassfutter und fand den Automaten prima. Schon zu Hausfrauen Zeiten hatte sie immer faszinierend technische Nebenaktivitäten gehabt und sie hatte noch die Zeit der allerersten Computer und Spielekonsolen erlebt. Niemand würde erwarten, dass so ein Fossil wie sie, Basic, Assembler und C meisterlich beherrschte und das Wissen an ihren Sohn weitergegeben hatte. Der hatte ihr damit gedankt und seine alte Mutter an dem Reichtum teilhaben lassen, den er als CEO eines IT Riesen erwirtschaftete. So gesehen spendierte er ihr monatlich das gut zehnfache ihrer Rente und sie nutzte das Geld sehr sparsam. Außer wenn sie mit ihrem McLaren Supersportwagen einkaufen fuhr und die helle Welt entsetzte. Zum Glück war sie noch fit und nicht so gebrechlich und matschig wie ihre Artgenossen, sonst würde sie kaum den Weg ins Cockpit finden, geschweige denn geradeaus fahren ohne ständig irgendeinen Passanten von der Frontscheibe kratzen zu müssen. Den Fütterungsautomaten hatte sie aus der Pappe all der in der Lockdown Zeit bestellten Pakete und einem Haufen Lego Teilen gebaut, programmiert natürlich in C, wie es sich gehörte. Mit diesem grafischen Firlefanz konnte sie noch nie etwas anfangen und sie hasste das moderne Windows, deswegen war sie schon vor Jahrzehnten auf Linux umgestiegen. Die Shell war einfach unersetzlich. Sie warf einen Blick auf die große Torte und die Blechdosen mit den Keksen, die auf dem Küchentisch auf hungrige Mäuler warteten. Sie stibitzte einen Ingwerkeks und ging ins Wohnzimmer. Diese Penthouse Wohnung im Herzen von Berlin, die ihr ihr Sohn gekauft hatte war der helle Wahnsinn, mit ausgiebig großer Dachterrasse und einem eigenen Pool, in dem sie sie regelmäßig ein paar Züge schwamm, also jeden Tag. Und das war ihr FKK Bereich, wo es ihr egal war, dass die Gravitation schon seit langem an ihrem einst wohlgeformten Körper nagte. Meine Herren, vor ihrer Feministen-Phase hatte sie Model gestanden, jetzt war sie ein schwabbeliger Wasserball, mit mehr Falten als eine Galapagos Schildkröte und traurig hängenden Titten. Aber sie verabscheute FKK Badestellen, wo auch bei den Herren alles traurig vor sich hin baumelte, da war sie lieber für sich. Um halb Fünf stand sie nackt auf der Terrasse und winkte ein paar Nachteulen auf dem gegenüberliegenden Dach vor, dann nahm sie ein paar Züge in dem wohltemperierten Wasser und trocknete sich ab. Um sieben klopfte sie bei Ryan an die Tür und zog sich etwas an, dass ihre Leibesfülle etwas kaschierte und trug einen Hauch Makeup auf, nun war sie eben ein besonders schöner faltiger Wasserball. Im Wohnzimmer war alles vorbereitet und die Kaffeemaschine hatte sich warmgelaufen. Um fünf nach neun klingelte es an der Tür und Luzifer fetzte wie bescheuert zur Wohnungstür. Ohne durch den Spion zu gucken öffnete sie die Tür und starrte einer verblüfften Mittzwanzigerin in die Augen, die sie um einen Kopf überragte. Mit gewissem Entsetzen betrachtete Agatha die junge Frau. Tja, mit dem Zentner Schminke könnte man eine Wand malern. Dazu ein praller Vorbau und ein runder Arsch, alles so knapp verpackt und bauchfrei, dass man sich echt nur fremdschämen kann. „Ähm, ich dachte hier wohnt Ryan? Wer sind Sie denn?“ „Du meine Liebe, Ryan kommt gleich, ich bin seine Großmutter. Komm ich zeig dir alles.“ Auf Zehenzermalmend hohen Absätzen stöckelte das Weib in die Wohnung und umklammerte ihre affige kleine Handtasche. Im Wohnzimmer setzte sich die Frau aufs Sofa und überprüfte ihr Makeup, sie schien sich nicht im Klaren, wie arrogant sie rüberkam. Mein Gott Ryan, warum fällst du auf sowas rein, das geht doch schief! Die blondgefärbten Haare wirkten so unecht und hatte die sich echt die Brauen abrasiert, nur um sie sich wieder aufzumalen? Warum nur? „Möchtest du einen Kaffee meine Liebe?“ Die Frau beachtete sie gar nicht. Seufzend machte sie sich einen doppelten Espresso und setzte sich aufs Sofa. Sie beobachtete die Frau wie ein fremdartiges Wesen, Ryan hatte erzählt, dass sie Emily hieß, da hatte sie doch etwas eher Bodenständiges erwartet. Wahrscheinlich war sie so ein komisches Instagram Model oder wie man das nannte. Das war doch kein echtes Modeln, sowas hatte noch Stil, aber sowas ging doch gar nicht. Und war das Mode, sich neuerdings in eine knappe Wurstpelle zu quetschen? Genüsslich trank sie ihren Kaffee und beobachtete mit Verzücken, wie sich die Frau mit jeder verstreichenden Minute immer unwohler zu fühlen schien. Luzifer, hatte den Sessel erobert und begeierte die Torte auf dem Esstisch, der Fütterungsautomat hatte ihn heute Morgen geflissentlich ignoriert. Dann regte sich die Frau und klimperte mit ihren falschen Wimpern. „Wo ist Ryan?!“ „Der braucht sicherlich noch ein bisschen.“ „Hey alte Schachtel, verarsch mich doch nicht.“ Sie dachte einen Moment über eine passende Beleidung nach, verwarf dann aber den Gedanken. „Möchtest du ein Stück Kuchen, dann platzt vielleicht endlich deine Pelle auf und wir sehen die Fettwülste, die sich schalartig um deine Taille schwingen.“ Die Frau starrte sie verunsichert an, dachte einen Moment nach und nickte dann. Einen Moment später betrachtete sie das provozierend große Stück Torte in ihrer Hand. Es schien ihr zu schmecken, alles andere wäre eine obszöne Beleidigung gegenüber ihren Backkünsten. „Schmeckt gut, sollten wir nicht auf Ryan warten?“ „Auf den können wir lange warten, denn es gibt ihn nicht!“ Jetzt schien es der Frau doch nicht mehr so gut zu schmecken und sie stellte den Teller weg. „Was soll das heißen?“ „Ryan, ist mein alter Ego oder besser gesagt mein verstorbener Mann Frank in besten Jahren mit Photoshop aufgepeppt und untermalt mit ein paar Deepfakes in den Videoclips. Weißt du meine Gute, mir ist so langweilig und als Ex-Feministin wollte ich mal den Mädels von heute auf den Zahn fühlen und nenn mich geschockt.“ Die Frau lief rot an, dann schien sie wütend. „Du schreckliche alte Frau. Dann hab ich mich ganz umsonst in Schale geworfen?“ „In der Tat, du bist eine Schande für die Menschheit, ich wünsche dir, dass du von einem LKW überrollt wirst. Wäre kein Verlust.“ Emily schien geschockt zu sein, dann brach sie in Tränen aus. Agatha war verwirrt? Hatte sie was Falsches gesagt? Die Frau wirkte ehrlich am Boden, so war das jetzt eigentlich auch nicht geplant gewesen. „Ist doch egal ob ich überfahren werde, ich dachte ich könnte noch ein letztes Date haben, bevor es um mich geschehen ist. Stattdessen stolpere ich über eine frauenfeindliche alte Schildkröte, die schöneren Frauen hinterherrennt um sich toll zu fühlen oder warum auch immer. Ich hab Krebs im Endstadium, ich will doch nur ein kleines bisschen Menschlichkeit und ich dachte ich gefalle Ryan, den es ja sowieso nicht gibt.“ Emily riss sich die Perücke vom Kopf und entblößte einen ungesund bleichen nackten Schädel. Giftig starrte sie Agatha an und sprang dann vom Sofa auf. Agatha wollte ihr hinterher rennen, aber so fit war sie dann doch nicht mehr. Sie sah aus dem Küchenfenster wie eine Gestalt auf die Straße rannte und prompt von einem ungebremsten Semi mitgenommen wurde. Erschrockene Schreie kamen von unten hoch. Fassungslos setzte sie sich hin. Scheiße. Sie spürte ein schweres Gewicht auf ihrer Brust. Und ein Schnurren. Dann schlug sie die Augen auf und wurde sich des Albtraumes bewusst. Sie sah auf die Uhr, es war halb acht und Lucifer saß auf ihrer Brust. Jetzt brauchte sie dringend etwas zu trinken. In der Küche sah sie sich um, die Torte und die Keksdosen waren da, genau wie in ihrem Traum. Sie goss sich ein halbes Glas Whisky ein und trank es in einem Zug. Da klingelte die Haustür. Ohne durch den Spion zu sehen öffnete sie die Tür. Eine junge blonde Frau in Jeans und Kapuzenpulli stand auf der Schwelle. „Hey Großmutti, bin ich zu früh, ich hab’s endlich gefunden.“ „Möchtest du ein Stück Torte, Emily?“ „Ja klar, deine Torten sind die besten.“ Bei einem großen Stück Torte saßen sie in der Küche und tranken leckeren Milchkaffee. Ihre Enkelin schob ihr ein Päckchen entgegen. „Ich hab‘s in Papas Sachen gefunden, ganz hinten bei dem alten Krempel seines Vaters. Es war an dich adressiert, wer weiß wie es so lange unentdeckt geblieben sein konnte.“ Agatha öffnete das Päckchen mit zittrigen Fingern, es war schwer und so groß wie ein Schuhkarton. Sie schob das braune Packpapier zur Seite und öffnete den Deckel. Fotos, hunderte von Fotos. Emily setzte sich neben sie. „Wer ist das?“ Sie deutete auf eine hinreißend attraktive junge Frau, neben einem verdammt gut aussehenden jungen Mann. „Das waren ich und Frank, dein Opa, als wir noch jung waren. Er ist ja leider schon so früh von uns gegangen. Das sind sagenhafte Schätze, ich dachte die wären in dem Feuer vernichtet worden. Mein guter Frank, muss sie wohl gerettet haben. Unser Leben, dokumentiert. Danke für das tolle Geschenk. Wie geht es dir?“ „Krebs nervt, aber es geht schon irgendwie, irgendwie habe ich davon geträumt, dass ich von einem Lastwagen überfahren wurde und komische Sachen anhatte. Kannst du damit was anfangen?“ Agatha biss sich auf die Lippen und schüttelte nur den Kopf. „Das war bestimmt nur ein böser Traum.“
Langsam beginne ich an mir zu zweifeln, wie funktioniert das hier alles. Ich glaube ich muss meine Menüstrukturierung nochmal durchdenken …
Egal, erste Geschichte und die momentan kürzeste in meinem überschaubaren Sortiment. Hintergrund ist, dass ich neulich mit meiner besten Freundin über Beziehungen und das Single-Dasein gesprochen habe und wir uns einig waren das man in Single den Luxus von ziemlich viel freier Zeit für Hobbys und sich selbst hat. Dann habe ich mir überlegt wie „toll“ es wäre ein Familienvater zu sein und was dann von der Freizeit noch übrig bleibt. Die Geschichte hat durchaus Humor und leidgeplagte Eltern könnten sich eventuell In der Rolle des Erzählers wiederfinden. los gehts
Als Familienvater ist dann Schluss mit Lustig
4:30 – geweckt vom verfressenen Kater, der mit Anlauf mitten in die Kronjuwelen hüpft
5:00 – geweckt von hyperaktiven Kindern, der Kater war mir dann irgendwie lieber
5:30 – Duschen und Zähneputzen, Mutti hat Spätschicht und schlummert seelenruhig weiter
6:00 – Frühstück für drei hyperaktive Plagen, ich denke nur an den Whisky im Schrank
6:30 – Der Kampf mit der morgendlichen Zahnbürste, Brotbüchsen nicht vergessen – wer hat nochmal welche Allergie?
7:00 – Alle ab in den hässlichen geleasten Minivan und nacheinander nach dem TSP Prinzip in der Schule abliefern. Die Benjamin Blümchen CD läuft auf Endlosschleife, lautlos spreche ich den auswendig gelernten Dialog nach.
8:30 – Katastrophenalarm: ein Server ist abgeschmiert. Ich rechne mir die Chancen aus mit der Liebsten abends zusammen zu sitzen, Ich komme auf 0.0 Prozent und mache mir einen Kaffee und stelle mir vor es wäre Whisky.
17:00 – Die Azubis dürfen das Server-Debakel ausbaden und ich die Brut abholen.
18:00 – Madam sitzt in der Badewanne und lackiert sich die Nägel, ich muss Kochen.
19:00 – Hausaufgaben, nach der Kochaktion bin ich wieder der Doofe, ich versuche mich zu erinnern was ich vor fünfundzwanzig Jahren im Matheunterricht gemacht habe, während die mittlere mich mit Fragen löchert. Am Ende google ich die Lösung.
20:00 – Spielzeit, ich verfluche mich für meine Einstellung, dass erst im Teenyalter Rechner und Smartphones für die Brut angesagt sind und denke mir lustige Stimmen für die Plüschtiere aus.
21:00 – Mutti ist spontan mit ihren Freundinnen Tanzen gegangen, morgen hat sie frei und plant schon Wellness pur und ich darf 43 Access Points in die Wand schrauben und die Brut bei Laune halten.
21:30 – Zähneputzen für alle, die Kinder gurgeln mit Wasser ich mit Wodka.
22:00 – ich sitze auf der Couch und zappe durch die Kanäle, die Whiskyflasche ist mein neuer bester Freund.
01:30 – Ich wache auf weil die kleinste Alpträume hat. Im Halbsuff krache ich mit dem kleinen Zeh in den nächsten Schrank, jetzt bin ich zumindest wach – das restliche Haus auch.